LIBER
SECUNDUS De processione Spiritus sancti. Utrum secundum Graecos a Patre tantum
procedat secundum Latinos a Patre simul et a Filio. Qualiter dialogus habitus sit in urbe Constantinopoli de processione Spiritus sancti ab Anselmo
Havelbergensi episcopo,
et Nechite archiepiscopo Nicodemiae,
et de modo interpretationis
inter colloquentes. Quod in Domino non
αναρχια id est
nullum principium; non πολναρχια
id est nulla principcia; sed μοναρχια
unum principium sit. Quod id quod aeternum est non ob hoc sine
principio est, sicut Filius Patri est coaeternus, sed non est sine principio, quia de Patre est. Quod sicut Pater genuit, sed non se, et sicut Filius genitus est, sed non
a se; ita quoque Spiritus sanctus procedit, sed non a se. Quod sicut incognitum est, qualis sit Patris ingeneratio, et qualis sit Filii generatio, ita incognitum est, qualis sit aeterna Spiritus sancti processio. Quod in summa Trinitate aliud est ibi esse,
aliud Patrem, aliud Filium aut Spiritum sanctum esse. . Quare
Spiritus sanctus solus dicatur Spiritus sanctus, et tertia in Trinitate persona, et
hoc non gradus dignitate,
sed numerandi ordine, et propriae personae designatione. . Quod nomina Trinitatis transposita inveniantur. Quod Pater et Filius et Spiritus sanctus non sint defectiva nomina, sed sufficientia, nullam remissionem vel minorationem secundum substantiam significantia. Quod Spiritus sanctus neque secundum substantiam quae communis est, neque secundum
personam quae ad se dicitur,
sed secundum relationem procedens dicitur. Utrum
Filius sicut Pater dicatur recte Spiritus sancti emissor, quod Graeci dicunt προβολεύς. . Quod Spiritus sanctus amborum est σύμπνοια,
id est concordia, et est amborum σύννευσις,
id est respectio. Quod nemo silentio seu patienter ferre debet blasphemum
se vocari, sicut nec Dominus, quando dictum est ei: Daemonium
habes; et quod Spiritus sanctus propter diversos effectus diversa sortitur vocabula. Quod nullus sensum Scipturae, quae divina meruit appellari, suo sensui, sed
potius suum sensum illi debet
accommodare. Quod Dominus insufflando dederit apostolis Spiritum sanctum, nec tamen flatus ille corporeus fuerit Spiritus sanctus, sed processionis eius significatio, et qualiter intelligendum sit: Accipite Spiritum sanctum. Quod aliquando spiritualia corporalibus, aliquando corporalia spiritualibus comparantur. . Quod muliere fimbriam Domini tangente virtus de illo exibat; et quod virtutis nomine Spiritus sanctus appellatur, qui ab ipso procedit. Quod sicut Spiritui sancto hoc est esse a Patre, quod procedere a Patre; ita ei hoc est
esse a Filio, quod procedere a Filio. Utrum
Spiritus sanctus aequaliter procedat a Patre, sicut et a Filio, cum Pater a nullo, Filius autem a Patre sit; et similitudo de
Adam primo plasmate et de Eva plasmatis
decisione, et de Abel utriusque
decursione. Quod sicut in Evangelio non invenitur, Spiritus sanctus procedit a Filio; ita quoque
in Evangelio nequaquam reperitur, Spiritus sanctus non procedit a Filio; nec invenitur
quod a solo Patre procedat. Quod nihil cum temeritate sit affirmandum, et nihil cum iracundia refellendum. Quod non sit temerarium aliquid addere Evangelio, quod non sit
contra Evangelium: sicut
in Nicaeno concilio et in
multis aliis conciliis factum est. Quod fides sanctae Trinitatis ad plenum
condita est in conciliis,
quibus praesedit Spiritus sanctus παντοσκοπος,
id est omnium episcopus, qui et auctor prius et conditor fuit Evangelii. . Quod multi Graecorum auctores dixerunt Spiritum sanctum procedere a Filio, sicut a Patre. Quod Spiritus sanctus, licet ab utroque procedat,
tamen a Patre proprie et principaliter procedere invenitur, tam apud Latinorum, quam Graecorum scriptores. Quod quidam Graecorum et etiam Latinorum putaverunt Spiritum sanctum procedere a Patre per Filium, inducentes quasdam similitudines minus idoneas. De concordia huius quaestionis, et de tollendo scandalo de medio utriusque gentis, auctoritate Romani pontificis
per concilium generale. |
Zweites
Buch Über
den Ausgang des Heiligen Geistes: Ob er gemäß den Griechen nur aus dem Vater
oder gemäß den Lateinern aus Vater und Sohn zugleich hervorgeht. ber die Gestalt des Dialogs, der in Konstantinopel
zwischen dem Bischof Anselm von Havelberg und dem Erzbischof Niketa von Nikomedien über den Ausgang des Heiligen
Geistes geführt wurde, und über den Modus der Übersetzung zwischen den
Rednern. Dem Herrn kann weder die Anarchia, was kein Prinzip bedeutet, noch die Polnarchia, was viele Prinzipien bedeutet
zugeschrieben werden, sondern die Monarchia,
das bedeutet ein Prinzip. Das was ewig ist, ist
deswegen nicht ohne Prinzip, wie der Sohn gleich dem Vater ewig ist, sondern
es ist hat ein Prinzip, weil es vom Vater ist. Der Vater erzeugt, aber nicht
sich, und der Sohn ist erzeugt, aber nicht von sich selbst, somit ist auch
der Heilige Geist hervorgegangen, aber nicht aus sich. Es ist nämlich unbekannt,
wie der Vater gezeugt hat und wie der Sohn erzeugt wurde, somit ist es
unbekannt, wie der ewige Heilige Geist hervorgeht. In der höchsten
Dreifaltigkeit ist ‚sein’ etwas anderes als ‚Vater zu sein’, ‚Sohn zu sein’
oder ‚Heiliger Geist zu sein’. Deshalb wird nur der Heilige
Geist Heiliger Geist und die dritte Person der Dreifaltigkeit genannt. Dies
ist keine Abstufung der Würde, sondern bezeichnet eine Ordnung der Aufzählung
der einzelnen Personen. Die Namen der Dreifaltigkeit
werden versetzt gefunden. Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind keine mangelhaften Namen, sondern sie sind ausreichend und bedeuten
weder eine Herabsetzung noch eine Schmälerung gemäß der Bedeutung des Wesens.
Man kann weder sagen, dass
der Heilige Geist gemäß der Substanz, die gemeinsam ist, noch gemäß der
Person, die für sich ist, ausgeht, sondern man muss sagen, er geht gemäß der
Beziehung aus. Alle beide, der Sohn wie der
Vatger werden Sender des Heiligen Geistes genannt,
was die Griechen Prosoleus nennen. Der Heilige Geist ist die Sympnoia beider, das bedeutet Eintracht und die Synneisis beider, das bedeutet Berücksichtigung. Niemand muss stillschweigend
oder geduldig ertragen, dass er Gotteslästerer genannt wird, so auch der Herr
nicht, wenn ihm gesagt wurde: "Du hast den Teufel." Der Heilige
Geist erhält wegen verschiedener Wirkungen verschiedene Namen. Kein Gedanke der Schrift,
die es verdient göttlich genannt zu werden, darf der eigenen Meinung, sondern
vielmehr sollten die eigenen Gedanken der Schrift angepasst werden. Durch Einhauchen schickte
der Herr den Aposteln den Heiligen Geist. Damit wurde der Heilige Geist
jedoch nicht körperlich eingeblasen, sondern dies sollte seinen Ausgang
bezeichnen. Ebenso ist 'Empfangt den Heiligen Geist' zu verstehen. Manchmal werden geistliche
Dinge mit körperlichen verglichen, manchmal körperliche mit geistlichen. Die heilende Kraft ging vom
Herrn aus, als er eine Frau an der Kleidung berührte und es war der heilige
Geist, der mit dem Namen der heilenden Kraft, die von ihm ausging, bezeichnet
wurde. So wie für den Heiligen
Geist 'vom Vater sein, dasselbe ist wie 'vom Vater ausgehen', ebenso bedeutet
für ihn, 'vom Sohn sein', dasselbe wie 'vom Sohn ausgehen.' Der Heilige Geist geht
gleichermaßen vom Vater aus ebenso wie vom Sohn, während der Vater nirgendwoher stammt, der Sohn aber vom Vater. Die
Ähnlichkeit zu Adam, dem ersten Menschen, Eva, der Entscheidung des Menschen
und Abel dem Nachkommen beider. So wie im Evangelium nicht
zu finden ist, dass der Heilige Geist vom Sohn ausgeht, ebenso kann im
Evangelium nicht nicht entdeckt werden, dass der
Heilige Geist nicht vom Sohn ausgeht, noch dass er nur vom Vater ausgeht. Nichts sollte mit
Vermessenheit behauptet werden und nichts im Zorn widerlegt werden. Es ist nicht verwegen dem
Evangelium etwas hinzuzufügen, was dem Evangelium nicht widerspricht, so wie
es nämlich auf dem Konzil von Nikäa und vielen
anderen Konzilien getan wurde. Der Glaube an die heilige
Dreifaltigkeit wurde als ganzes auf den Konzilien begründet, denen der
Heilige Geist als Pantoskopos vorstand, das heisst Bischof aller. Er ist sowohl der Urheber der
Konzilien wie auch des Evangeliums. Viele griechische Autoren
sagten, dass der Heilige Geist vom Sohn wie vom Vater ausgeht. Es ist möglich, dass das der
Heilige Geist von beiden ausgeht, trotzdem geht er vom Vater im eigentlichen
Sinne und ursprünglich aus. Dies findet sich bei den
Lateiner wie bei den Griechen. Einige Griechen und auch
einige Lateiner glaubten, dass der Heilige Geist vom Vater durch den Sohn
ausgeht, was sie zu unpassende Vergleiche veranlasste. Über die Eintracht in jenen
Fragen und die Beseitung des Ärgernisses zwischen
den beiden Völkern mittels eines allgemeinen Konzils
unter Vorsitz des römischen Papstes. |
<-- Proemium |