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CAPITULUM V. Quod sicut incognitum est, qualis sit Patris ingeneratio,
et qualis sit Filii generatio, ita incognitum est, qualis sit aeterna
Spiritus sancti processio. Anselmus Havelbergensis episcopus dixit: « Dic
mihi quae vel qualis sit Patris ingeneratio, et quae vel qualis sit filii
generatio; et ego narrabo tibi quae vel qualis sit Spiritus sancti processio,
et ambo insaniemus divina mysteria perscrutantes, et de his rationem
investigare volentes, quae tanquam ineffabilia supra omnem intellectum
rationalis creatura esse dignoscuntur, et sua profunditate vel altitudine
omnem sensum humanum, necnon et angelicum supergrediuntur. Quod si mihi instare, et super hac quaestione
molestus esse volueris, hoc tibi sufficiat audire, quod mihi sufficit
credere: sufficit nempe mihi credere Patrem ingenitum, Filium genitum,
Spiritum sanctum procedentem. Qualiter autem hic ingenitus sit, vel qualiter
hic genitus sit, vel qualiter iste procedat, reverendo silentio honorandum
puto; et sit nobis magnum ita credere sicuti est, et non sit nobis curiosum
investigare qualiter est: nam qualiter neque angelis, nedum nobis excogitare
conceditur. Pater autem qui genuit, et Filius qui genitus est, et
Spiritus sanctus qui ab utroque procedit, ratione sibi tantum aeternaliter
conscia simul norunt divinam et aeternam Filii generationem, et divinam et
aeternam Spiritus sancti processionem, et eiusdem generationis et
processionis modum et qualitatem; quod utique nostrae humilitatis caliginosam
nubem excedit, quibus aliquando vanitas pro veritate occurrit. Hoc tamen non inconvenienter dici puto, quod Pater
ingenerabiliter semper fuit et est, et Filius generabiliter semper fuit et
est, et Spiritus sanctus processibiliter semper fuit et est; et ipsius Patris
generare, concurrit simul eiusdem Patris essentiae; et ipsius Filii generari,
concurrit eiusdem Filii essentiae; et Spiritus sancti procedere, concurrit
eiusdem Spiritus sancti essentiae: nec hoc, nec illud est prius aut
posterius. |
Kapitel 5 Es ist nämlich
unbekannt, wie der Vater gezeugt hat und wie der Sohn erzeugt wurde, somit ist
es unbekannt, wie der ewige Heilige Geist hervorgeht. Anselm von
Havelberg sagte: „Sage mir, was oder wie die Nicht-Erschaffung des Vaters
ist, was oder wie die Erschaffung des Sohnes ist und ich werde dir erzählen
was oder wie der Ausgang des Heiligen Geistes ist. Und während wir versuchen
die göttlichen Geheimnisse und die göttliche Vernunft zu ergründen, verlieren
wir den Verstand. Denn diese Geheimnisse und diese Vernunft befinden sich
gleichsam unaussprechlich über jedem Verstand einer vernunftbegabten
Schöpfung und übertreffen in ihrer Tiefe oder in ihrer Höhe jeden
menschlichen Verstand ebenso wie den der Engel. Wenn du mich
aber weiterhin mit dieser Frage bedrängen willst, dann muss es dir reichen,
dies zu hören, was mir zu glauben reicht. Es reicht mir nämlich zu glauben,
dass der Vater nicht erzeugt ist, dass der Sohn erzeugt ist und dass der
Heilige Geist ausgeht. Auf welche Weise er jedoch nicht erzeugt ist, auf
welche Weise dieser erzeugt ist und wie jener ausgeht, glaube ich durch ein ehrwürdiges
Schweigen zu würdigen. Wäre es für uns eine zu große Sache zu glauben, wie es
ist und wären wir nicht zu neugierig, würden wir untersuchen, wie es ist,
denn ebenso wie es für die Engel nicht erlaubt ist dies herauszufinden,
ebenso ist es für uns verboten. Der Vater, der
erschuf, und der Sohn, der erschaffen ist, und der Heilige Geist, der von
beiden ausgeht, erkannten, da es ihnen durch eine Vernunft selbst ewig
bewusst ist, die göttliche und ewige Erzeugung des Sohnes und den göttlichen
und ewigen Ausgang des Heiligen Geistes sowie die Art und die Beschaffenheit
derselben Erzeugung und desselben Ausganges. Dies übersteigt aber auf jeden
Fall den dunklen Schatten unserer Unbedeutendheit, der manchmal die
Nichtigkeit als Wahrheit erscheint. Ich glaube
jedoch, es ist nicht falsch zu sagen, dass der Vater immer gewesen ist und
ungezeugt ist, dass der Sohn immer gewesen ist und erzeugt ist und dass der
Heilige Geist immer gewesen ist und ausgegangen ist sowie dass es dem Wesen
des Vaters eigen ist, zu zeugen, dass
es dem Wesen des Sohnes eigen ist, gezeugt worden zu sein und dass es dem
Wesen des Heiligen Geistes eigen ist, ausgegangen zu sein. Weder das eine
noch das andere ist vorher oder nachher. |
<-- 4. Kapitel |