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CAPITULUM IX

 

Quod in tertio statu Ecclesiae, exeunte nigro equo, maxima haereticorum pericula Ecclesiam supra modum turbaverint.

 

 

Et cum aperuisset sigillum tertium, ecce equus niger, et qui sedebat super eum, habebat Stateram in manu sua (Apoc. VI, 5). Ecce tertius Ecclesiae Status, in quo niger equus emersit. Niger equus atra haereticorum doctrina est, quos praedictus draco magnus suscitavit adversus Ecclesiam Dei, ut quam non poterat prius absorbere fuso martyrum sanguine, illam modo disturbaret pravissimo haereticorum dogmate.

 

Surgunt igitur haeretici, characterem bestiae portantes infixum in cordibus suis, et dum in manu sua dolosam stateram trutinantes habent, aequitatem de fide disputando proponunt, sed minus cautos levissimo unius vel minimi verbi pondere fallunt, et in partem sui erroris pertrahunt: inter quos sunt Arius, presbyter ille nominatissimus, et infestissimus Ecclesiae Dei haeresiarcha, et eius sequaces, qui de consubstantialitatis nomine disputantes, et ob hoc ab Ecclesia se dividentes, diversas in Trinitate substantias numerantes mentiendo affirmaverunt, putantes impie ibi diversas esse substantias, ubi pie diversas credimus personas.

 

 

Fuit et Sabellius, qui quoniam recte credidit unam in Trinitate substantiam, putavit quoque ibi esse credendum unam trium, Patris scilicet, et Filii, et Spiritus sancti personam. Fuit et Nestorius episcopus, qui arbitratus est non posse esse naturam duplicem, quin persona fuerit duplex: atque ideo cum in Christo naturam duplicem recte confiteretur, non recte duplicem credidit esse personam, alterum Dei, alterum hominis Filium stulte praedicans.

 

Fuit et Eutyches abbas archimandrites, qui non putavit naturam duplicem esse posse sine duplicatione personae: et cum non confiteretur duplicem in Christo esse personam, arbitratus est consequens esse ut una videatur esse natura. Itaque Nestorius recte duas in Christo credens esse  naturas, divinam scilicet et humanam, sacrilego ore confessus est duas esse ibi personas. Eutyches vero rectissime credens unam in Christo esse personam, fallaciter credidit unam quoque ibi esse naturam. Qui altrinsecus sibi oppositi fallebantur et fallebant.

 

Fuit Macedonius episcopus, Spiritum sanctum creaturam et non Deum esse infideliter asserens. Fuit Donatus, Filium Patre, Spiritum sanctum utroque minorem superba contentione docens. Fuit et Photinus episcopus, Christo a Maria per coitum principium nimis impudice ascribens. Fuit Manes de Perside, unde Manichaei, duo principia contumaciter docens, Unigenitum Dei aeternum perversa doctrina negans.

 

 

 

Fuerunt et alii quamplures haeretici, qui singuli suis temporibus falsa dogmatizantes, et tamquam inimici homines pestiferam zizaniam seminantes inter triticum apostolicae doctrinae, columbam Dei simplicem in fide, sanctam et immaculatam in opere crudeliter deplumaverunt et laniaverunt: contra quos celebrata multa concilia congruis in locis et temporibus, et damnata est haeretica pravitas, et expurgatum est fermentum malitiae et nequitiae, et solidata est mater Ecclesia in azymis sinceritatis et veritatis. Nam in Nicaeno concilio, et Antiocheno, et Ephesino, et Chalcedonensi et Constantinopolitano, et in aliis quampluribus sanctorum Patrum synodalibus conventibus per diversas provincias habitis, adeo deleta, et contrita, et sopita, et penitus exinanita sunt serpentina venena haereticorum, ut iam amplius in nullo Ecclesiae catholicae angulo repullulare seu ebullire audeant.

 

Ipsa vero fides orthodoxa post tot impulsiones adeo est roborata, et fundata, et solidata, ut iam amplius, Domino favente, semper inconvulsa, semper inconcussa iure permanere debeat, tota integra, ut nihil sit addendum; et tota inviolata, ut nihil sit auferendum. Unde etiam a sanctis Patribus convenienter inhibitum est ut de caetero nemo disputet publice de fide, tamquam de eo quod iam est definitum et nulli debet esse ambiguum; siquidem extremae dementiae est in medio et perspicuo die commentitium lumen inquirere. Quisquis enim post veritatem repertam  aliquid ulterius discit, mendacium quaerit, et seipsum non immerito involvit.

 

Radicata itaque fide catholica, ad informandam Ecclesiae disciplinam accesserunt diversae regulae, quas, quia sancti Patres sanxerunt, digne canones appellatae sunt, in quibus reperitur quid sint praeceptiones, prohibitiones, dispensationes, rigor, necessitas, indulgentia, remissio, terror, admonitio, et caetera per quae omnia ita in hoc statu Ecclesia crevit mirabili contra haereticos sapientia, sicut in priori statu in persecutione martyrum victoriosa crevit patientia. Sed ecce leo rugiens non cessat, non dormit, sed adhuc circuit  quaerens  quem devoret. (I. Petr. V, 8)

 

9. Kapitel

 

Im dritten Stadium der Kirche, als ein schwarzes Pferd erschien, stifteten die Gefahren der Häresie auf alle erdenkliche Weise Unruhe in der Kirche.

 

„Und als es das dritte Siegel auftat, siehe da, ein schwarzes Pferd erschien und der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand.“ Siehe es war das dritte Stadium der Kirche, in dem das schwarze Pferd auftauchte. Das schwarze Pferd stellt die dunkle Lehre der Häretiker dar, welche die oben erwähnte große Schlange zum Leid der Kirche Gottes aufweckte. Da die Schlange sie vorher nicht im Fluss des Blutes der Märtyrer ertränken konnte, wollte sie die Kirche auf die schändlichste Art und Weise durch die Lehre der Häretiker zerstören.

 

Es tauchten also die Häretiker auf, welche in ihren Herzen eingeprägt die Züge des Bösen trugen. Sie maßen mit einer trügerischen Waage, die sie in ihrer Hand hielten: Sie versprachen Gleichheit bei den Diskussionen um den Glauben, aber sie täuschten die Unvorsichtigen durch das Gewicht eines unbedeutenden Wort, mochte es auch noch so kurz sein, und zogen sie auf ihre, die falsche Seite. Unter ihnen war der sehr berühmte Priester Arius, ein Ketzer und großer Feind Kirche Gottes. Er und seine Anhänger stritten über den Begriff der Wesenseinheit, weswegen sie sich von der Kirche trennten. Indem sie der Dreifaltigkeit verschiedene Wesen zuschrieben, stellten sie Lügen auf. Sie glaubten in ihrer Frevelhaftigkeit daran, dass es dort verschiedene Substanzen gibt, wo wir fromm glauben, dass es verschiedene Personen gibt.

 

Es gab Sabellinus, der zwar richtigerweise ein Wesen in der Dreifaltigkeit annahm, aber glaubte, daraus müsse folgen, dass die drei, nämlich der Vater, der Sohn und der heilige Geist, eine Person seien. Es gab den Bischof Nestorius, der meinte, es kann nicht zwei Naturen geben, wenn es nicht auch zwei Personen gibt und deswegen Christus zwar zu Recht zwei Naturen zugestand, zu Unrecht aber die Existenz zweier Personen in ihm annahm, indem er törichterweise zum einen den göttlichen und zum anderen den menschlichen Sohn pries.

 

Es gab den Abt Eutyches, den Archimandriten, der meinte zwei Naturen seien nicht möglich ohne, dass es zwei Personen gibt. Während er zwar einsah, dass Christus nicht aus zwei Personen bestehen kann, glaubte er konsequenterweise in ihm auch nur eine Natur zu erkennen. Deshalb hatte Nestorius Recht, als er Christus zwei Naturen zuschrieb, die göttliche nämlich und die menschliche. Die Gottlosigkeit offenbarte sich aber aus seinem Mund, als er dort zwei Personen sah. Eutyches hatte dagegen Recht, wenn er glaubte, Christus ist nur eine Person ein trügerischer Glaube war es aber, in ihm auch nur eine Natur zu sehen. In ihrer gegenseitigen Oppsition waren sie Betrüger und Betrogene.

 

Es gab den Bischof Macedonius, der im Gegensatz zum rechten Glauben behauptete, der Heiligen Geist sei ein Geschöpf Gottes und nicht Gott selber. Es gab Donatus, der in seinem streitlustigen Hochmut lehrte, dass der Sohn geringer sei als der Vater und der heilige Geist jeweils. Es gab den Bischof Photinus, der auf schamloseste Weise behauptete, dass Christus aufgrund der geschlechtlichen Empfängnis Marias gezeugt wurde. Es gab Manes von Persien, den Urheber des Manichäismus, der eigensinnig lehrte, dass es zwei Prinzipien gäbe und töricht leugnete, dass der einzige Sohn Gottes ewig sei.

 

Es gab auch noch eine Vielzahl anderer Häretiker, welche jeder zu seiner Zeit ihre falschen Lehren erfanden, ebenso wie feindlich gesinnte Männer, die in den Weizen der apostolischen Lehre ihr Unkraut säten. Der Taube Gottes, die einfach im Glauben ist, heilig und unbefleckt aber in ihren Taten, rissen sie die Flügel aus und zerfleischten sie grausam. Gegen sie wurden zahlreiche Konzilien abgehalten, die in Ort und Zeit übereinstimmten. Auf diesen wurde ihre häretische Verirrung verurteilt, (die Hefe) ihrer Arglist und Nichtsnutzigkeit wurde entfernt und die Mutter Kirche wurde durch (das ungesäuerte Brot) der Ehrlichkeit und der Wahrheit gestärkt. Denn auf den Konzilien von Nikäa, von Antiochio, von Ephesus, von Chalcedon, von Konstantinopel und auf vielen anderen synodalen Versammlungen der heiligen Väter, die in verschiedenen Provinzen abgehalten wurden, wurde das häretische Gift, diese Schlange, zerstört, zerrissen, betäubt und völlig ausgesaugt, so dass es nun in keinem Winkel der katholischen Kirche mehr wagt wieder hervorzusprießen oder hervorzusprudeln.

 

Der wahre Glaube der Orthodoxie selbst wurde dagegen so sehr gestärkt, untermauert und befestigt, dass er, durch die Gunst des Herren, zu Recht für immer unverändert, für immer unerschütterlich bleiben muss. Dieser Glaube ist völlig rein, so dass nichts hinzugefügt werden muss und völlig unversehrt, so dass nichts weggenommen werden muss. Und so richteten die heiligen Vätern es bequemerweise so ein, dass im weiteren niemand mehr öffentlich über den Glauben zu diskutieren braucht, da es von ihnen bereits eine Definition gibt und nichts mehr unklar bleiben muss. Schließlich wäre es ja reiner Wahnsinn mitten am hellichten Tage ein imaginäres Licht zu suchen. Jeder nämlich, der, nachdem die Wahrheit entdeckt wurde, irgendetwas darüber hinausgehendes lernt, sucht nach der Unwahrheit und täuscht sich absichtlich selbst.

 

Indem sie im katholischen Glauben verwurzelt blieb, kamen verschiedene Regeln der Unterweisung zur Lehre der Kirche hinzu. Diese sind es wert Kanones genannt zu werden, da sie von den heiligen Vätern festgesetzt wurden. In ihnen finden sich die Vorschriften, Verbote Erlaubnisse, die Strenge, die Notwendigkeiten, die Nachsicht, die Aussöhnung, der Schrecken, die Ermahnung etc. wieder. Dadurch wächst die Kirche in diesem Stadium in ihrem erstaunlichen Wissen gegen die Häresien an, wie sie in ihrem ersten Zustand durch die Verfolgung der Märtyrer in ihrer siegreichen Geduld anwuchs. Aber seht, „der brüllende Löwe“ ist nicht müßig, er schläft nicht, sondern „streift umher auf der Suche, wen er verschlingen kann.“

 

<-- 8. Kapitel