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Quod Vetus Testamentum Deum
Patrem quidem manifeste, Deum autem Filium obscure praedicavit. Novum autem Testamentum
Deum Filium manifestavit, sed Spiritus sancti Deitatem primo subinnuit, et
paulatim sufficienter edocuit. Quid enim? Vetus Testamentum praedicavit manifeste Deum
Patrem, Filium autem non adeo manifeste, sed obscure. Novum Testamentum
manifestavit Deum Filium, sed submonstravit et subinnuit Deitatem Spiritus
sancti. Praedicatur postea
Spiritus sanctus, apertiorem nobis tribuens suae Deitatis manifestationem:
non enim conveniens erat, nondum confessa Patris Deitate, Filium manifeste
praedicari, neque Filii adhuc non suscepta Deitate, Spiritus sancti Deitatem
nobis praedicari, et quemadmodum cibo gravari super virtutem, et supra modum
onerari mentes humanas, terrena inhabitatione obtusas, et mole peccatorum
depressas. Neque etiam facilis erat transpositio eorum, quae longa
consuetudine, et prolixo tempore in venerationem devenerant; ideoque tamquam
ab infirmis evangelica et salubris pharmacia paulatim suscepta est, arte
divina benignioribus medicinaliter commista. Attamen ipse quoque
Spiritus sanctus ubique in Evangelio Filio comparatur: Filius generatur,
Spiritus sanctus praecurrens in concipiendo Virginem obumbrat; Filius
baptizatur, Spiritus sanctus in specie columbae cum attestatione Patris
adest; Filius tentatur, Spiritus sanctus ducit et reducit; Filius virtutes
facit, Spiritus sanctus ubique consequitur, et credentibus se ingerit; Filius
in coelum ascendit, Spiritus sanctus ad docendam et supplendam omnem
veritatem succedit. Ita quippe fides
sanctae Trinitatis secundum virtutem credentium paulatim mensurata, et quasi
particulariter distributa, et in integrum crescens, tandem perfecta est. Proinde
ab adventu Christi usque ad diem iudicii, quae sexta aetas distinguitur, et
in qua una eademque Ecclesia, praesente iam Filio Dei, innovatur, nequaquam
unus aut uniformis, sed multi et multiformes Status inveniuntur. Fuit nempe una facies
Christianae religionis in primitiva Ecclesia, quando Iesus regressus a
Iordane, et ductus a Spiritu in desertum, et post tentationes relictus a
tentatore, pertransiens Iudaeam et Galilaeam duodecim apostolos elegit, quos
speciali doctrina Christianae fidei instituit, quos ut essent pauperes
spiritu, et caetera quae in sermone in monte ad eos habito scripta sunt,
edocuit, quos, ut saeculum hoc nequam calcarent, instruxit, quos salubribus
et innumeris evangelicae doctrinae praeceptis informavit. Sed post Christi
passionem, resurrectionem et ascensionem, et post datum Spiritum sanctum
multi videntes signa et prodigia quae fiebant per manus apostolorum,
collegerunt se in eorum societatem, et factum est, sicut Lucas scribit: Multitudinis
credentium cor unum et anima una, nec quisquam dicebat aliquid esse suum, sed
erant illis omnia communia: nec quisquam egens erat inter illos. Dividebatur
autem singulis prout unicuique opus erat (Act. IV, 32-35), caeterorum
vero nemo audebat coniungere se illis, sed magnificabat eos populus(Act. V,
13). Et collecta est nova fidelium Ecclesia per gratiam sancti Spiritus,
renovata primum ex Iudaeis, deinde ex gentibus, deposito paulatim ritu tam
Iudaeorum, quam gentium, servatis tamen quibusdam differentiis naturalibus et
legalibus, quae tam ex lege naturae, quam ex lege scripta abstracta et excepta, Christianae fidei, nec erant, nec
sunt contraria, sed omnibus devote et fideliter servantibus constat esse
salubria. Coepit etiam iam tunc
manifeste praedicari integra fides sanctae Trinitatis, cum testimonio Veteris
et Novi Testamenti, quae prius quasi sub umbra et quasi gradatim insinuata,
revelabatur. Surgunt sacramenta nova, ritus novi, mandata nova, institutiones
novae. Scribuntur epistolae apostolicae et canonicae. Lex Christiana
doctrinis et scriptis instauratur, fides quae vocatur catholica in universo
mundo annuntiatur; et sancta Ecclesia pertransiens per diversos Status sibi
invicem paulatim succedentes, usque in hodiernum diem, sicut Iuventus aquilae
renovatur et semper renovabitur, salvo semper sanctae Trinitatis fidei
fundamento, praeter quod nemo aliud deinceps ponere potest, quamvis in
superaedificatione diversa plerumque diversarum religionum structura crescat
in templum sanctum Domino. |
6. Kapitel Das alte Testament
verkündete Gottvater offenbar, Gottsohn aber verborgen. Das Neue Testament
jedoch verkündete Gottsohn. Die Göttlichkeit des Heiligen Geistes erwähnte es
aber zunächst nur kurz und berichtete erst nach und nach darüber. Was nämlich? Das alte Testament prieß Gottvater
offenbar, Gottsohn hingegen noch nicht offen, sondern verborgen. Das neue
Testament offenbarte Gottsohn, die Göttlichkeit des Heiligen Geistes aber
wurde nur angedeutet und nahe gelegt. Später wird der Heilige Geist
verkündet, indem er uns deutlich eine Offenbarung seiner Göttlichkeit erwies.
Es war nämlich weder angemessen, dass der Sohn verkündet wurde, bevor die
Göttlichkeit des Vaters bekannt war, noch, dass die Göttlichkeit des heiligen
Geistes uns verkündet wurde, bevor wir die Göttlichkeit des Sohnes akzeptiert
hätten, denn die menschlichen Seelen sind während ihres Aufenthalts auf Erden
geschwächt und von der Masse ihrer Sünden niedergedrückt, als seien sie mit
viel zu viel Nahrung voll gestopft und von ihrer Maßlosigkeit beladen. Weil
es außerdem schwierig ist, dasjenige zu ändern, was lange Zeit gewohnt und
geachtet ist, nahmen die Schwachen das nützliche Heilmittel des Evangeliums,
das Gott gleich einem Arzt verteilte, nur nach und nach auf. Dennoch wird überall im Evangelium der Heilige
Geist dem Sohn zur Seite gestellt: Der Sohn wird gezeugt, vorher kommt der
Heilige Geist und spendet der Jungfrau bei der Empfängnis Schatten; der Sohn
wird getauft, während der Vater Zeuge
ist, wohnt auch der Heilige Geist in Form einer Taube der Taufe bei; der Sohn
wird versucht: der Heilige Geist leitet ihn und führt ihn zurück; der Sohn wirkt Wunder: der Heilige Geist folgt ihm
überallhin und erfüllt die Seelen der Gläubigen; der Sohn steigt in den
Himmel auf, der Heilige Geist nimmt seine Stellung ein, indem er die gesamte
Wahrheit lehrt und sie vervollständigt. Und so wurde der Glaube an die Heilige
Dreifaltigkeit entsprechend der Tugend der Gläubigen allmählich, sozusagen
stückweise ausgeteilt, so dass er in seiner Reinheit bis zur Perfektion
anwachsen konnte. Deshalb wurde in der Zeit von der Ankunft Christi bis zum
Tag des Gerichts, die als sechstes Zeitalter bezeichnet wird, die Kirche unter
Anwesenheit des Sohnes erneuert. Zu dieser Zeit wurde sie keinesfalls als
einförmig und einheitlich sondern vielfältig und reichhaltig wahrgenommen. Denn es war in der Tat eine Erscheinung in der
christlichen Urkirche, als Jesus vom Jordan zurückkehrte, vom Heiligen Geist
in die Wüste geführt wurde und nach den Versuchungen vom Versucher befreit
war.Während er Judäa und Galiläa durchquerte wählte er die zwölf Apostel aus,
welche er durch eine besondere Unterweisung den christlichen Glauben
unterrichtete. Er lehrte sie, dass sie geistig arm sein sollten und all das,
was in der Bergpredigt, die er für sie hielt, geschrieben steht. Er belehrte
sie, dass sie dieses nichtsnutzige Zeitalter mit den Füßen treten sollten und
er schilderte ihnen die heilsamen und zahlreichen Vorschriften der
evangelischen Lehre. Nach der Passion, der Auferstehung und der
Himmelfahrt Christi, nachdem der Heilige Geist gegeben wurde, sammelten sich
viele von denen, die die Zeichen und Wunder, welche durch die Hände der
Apostel geschahen, sahen in ihrer Umgebung und es ist geschehen, was Lukas
schrieb: „Die Menge der Gläubigen war ein Herz und eine Seele, auch keiner
sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles
gemein. Es war auch keiner unter ihnen, der Mangel hatte und man gab einem
jeglichem, was ihm Not war. Der anderen aber wagte keiner, sich zu ihnen zu
tun, sondern das Volk hielt groß von ihnen.“ Und es sammelte sich dank des
Heiligen Geistes eine neue Kirche, die sich zuerst aus den Juden, später aus
den Heiden speiste. Sie legte nach und nach ebenso die jüdischen wie
heidnischen Gebräuche ab, bewahrte aber dennoch gewisse natürliche und
gesetzliche Besonderheiten, welche sowohl aus den Gesetzen der Natur als auch
aus den Gesetzen der Schrift entnommen und aufgegriffen wurden und die weder
im christlichen Glauben enthalten waren, noch ihm widersprachen, sondern für
alle, die demütig und gläubig dienen, sich als heilsam erweisen müssen. Man begann auch bereits damit den unberührten
Glauben an die Heilige Dreifaltigkeit zu preisen, mit dem Zeugnis des Alten
und des Neuen Testaments. Dieser erschien zuerst gleichsam unter einem
Schatten und wurde schrittweise eingeführt. Es erschienen neue Sakramente,
neue Riten, neue Befehle, neue Einrichtungen. Die apostolischen und
kanonischen Briefe wurden geschrieben. Das christliche Gesetz wurde durch
Lehre und Schrift eingerichtet, der katholische Glaube in der gesamten Welt
verkündet und indem sie verschiedene Stadien durchlief, die aufeinander
folgten, erneuerte sich die heilige Kirche bis zum heutigen Tag wie ein
junger Adler und wird sich immer wieder erneuern. Wobei sie immer auf dem
heiligen Fundament des Glaubens an die Heilige Dreifaltigkeit steht,
außerhalb dessen niemand ein anderes legen kann, obgleich das Haus selber mit
verschiedene Flügeln der unterschiedlichen Glaubensrichtungen im heiligen
Tempel des Herrn, errichtet werden kann. |
<-- 5. Kapitel |