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CAPITULUM XIII

 

Quod in septimo statu Ecclesiae post multas tribulationes futurum est silentium magnum, et instaurabitur octava infinitae beatitudinis : et ita Ecclesia Dei, quae est una in fide, una spe una caritate, multiformis est diversorum statuum varietate.

 

Et cum aperuisset sigillum septimum, factum est silentium in coelo, quasi media hora (Apoc. VIII, 1). Sigillum septimum, septimus Ec­clesiae Status est, in quo futurum est silentium, quia post tribulationes Ecclesiae, quae in multa tristitia parturivit filios Dei, post iudicium quod erit in adventu Filii Dei, in momento, in ictu oculi, omnibus iam consummatis, silentium divinae contemplationis erit, annus iubilaeus instaurabitur, octava infinitae beatitudinis celebrabitur; Sancta Sanctorum, sublato iam legis velo, fidelibus aperientur; Cantica canticorum ante thronum Dei et Agni infinita laetitia cantabuntur; dies solemnis usque ad cornu altaris, id est usque ad summam contemplationis arcem, in condensis seu in frequentationibus constituetur; omnium figurarum et sacramentorum, quae ab initio saeculi in diversis temporibus fuerunt, veritas revelabitur, et universa per ipsum et cum ipso consummabuntur.

 

 

Sed quod silentium factum dicitur media hora, hoc profecto puto significari quod, licet omnes electi Deum in sua gloria contemplentur, tamen nulli creaturae concedendum putatur, ut plenam divinae substantiae, sicuti est, aliqua scientia comprehendat, seu visione cognoscat. Ipse enim incomprehensibilis est, et inhabitat lucem omni rationali creaturae, tam homini quam angelo, inaccessibilem. Recte ergo media et non integra hora dicitur, quia licet ad sufficientem beatitudinem, tamen ad integram ipsius Dei cognitionem, qua immensa divinitas comprehendatur, nulli  pertingere conceditur.

 

 

Itaque nemo miretur, neque causetur Ecclesiam Dei ab invariabili Deo variis legibus et observationibus ante legem, et sub lege, et sub gratia distinctam, quia oportebat ut secundum processum temporum crescerent signa spiritualium gratiarum, quae magis ac magis ipsam veritatem declararent, et sic cum effectu salutis incrementum acciperet de tempore in tempus cognitio veritatis: et ita primo quidem bona, deinde meliora, ad ultimum vero optima proposita sunt.

 

 

Facta est autem haec varietas non propter invariabilis Dei, qui semper idem est, et cuius anni non deficient (Psal. CI, 28), mutabilitatem, sed propter humani generis variabilem infirmitatem, et temporalem mutationem de generatione in generationem. Nempe una est electorum Ecclesia, uni Deo obnoxia: una est fide, qua ea quae credenda sunt, tam de praeteritis quam de futuris, fideliter credit; et una est spe, qua ea quae fidelibus speranda sunt, longanimiter sperat; et est una caritate qua Deum, et in Deo proximum diligit, et cuius latitudine ad inimicos etiam propter Deum se extendit.

 

 

Est ergo gloria filiae Regis, quae est Ecclesia, ab intus fidei decore, et testimonio purae conscientiae, sed in fimbriis aureis circumamicta varietate (Psal. XLIV, 14) diversarum religionum et actionum, et est currus Dei decem millibus multiplex millia laetantium. Ideoque iam deinceps nullus fidelis suspicetur in hoc esse aliquod scandalum, si Ecclesiae cuius semper est eadem fides credendi, non semper est eadem forma vivendi. Sed iam nunc sufficiat respondisse eis qui calumniantur tot varietates in Ecclesia sancta. Quod si ipsi habeant sinistre, sed pias suscipere valuerint responsiones ad eorum quaestiones, spero nullum eis de caetero scandalum posse obvenire, unde ipsi aut aliquam speciem religionis contemnant, aut pedem suum ab aliqua societate religionis abstrahere debeant, si tamen ipsi voluerint, et Deus qui omnia ad seipsum trahit, hoc eis praestare voluerit.

Explicit liber primus.

 

13. Kapitel

 

Im siebten Stadium der Kirche wird nach viel Leid eine große Ruhe herrschen und es wird der achte Tag der ewige Glücksseligkeit begangen werden. So ist die Kirche Gottes, welche in einem Glauben, einer Hoffnung und einer Liebe vereint ist, vielgestaltig durch die Vielfalt ihrer verschiedenen Zustände.

„Und da es das siebente Siegel auftat, ward eine Stille im Himmel bei einer halben Stunde.“ Das siebente Siegel, stellt das siebente Stadium der Kirche dar, in dem eine Stille sein wird. Weil nach den Leiden der Kirche, welche in einer großen Traurigkeit den Sohn Gottes gebar, und nach einem Gericht, welches bei der Ankunft des Sohnes Gottes abgehalten werden wird, in dem Moment, in dem Augenblick, wenn alles vollbracht sein wird, es eine Stille der göttlichen Kontemplation geben wird. Ein Jubeljahr wird stattfinden, wenn der achte Tag der unbegrenzten Schönheit gefeiert werden wird. Da es den Schleier des Gesetzes nun abgelegt hat, wird sich die Heiligkeit der Heiligen den Gläubigen offenbaren und das Lied der Lieder wird vor dem Thron Gottes und des Schafes mit unendlichem Jubel gesungen werden. Das Fest wird gefeiert bis an die Hörner des Altars, das heißt bis zum höchsten Gipfel der Kontemplation, zahlreich und dicht gedrängt wird es zugehen. Die Wahrheit jeder Erscheinung und jedes Vorganges, der vom Anfang des Zeitalters in verschiedenen Zeiten war, wird enthüllt und alles wird von und mit ihm selbst beendet werden.

 

Aber diese Ruhe, die, wie man sagt, eine halbe Stunde dauern wird, bedeutet, so glaube ich, dass zwar alle Erwählten Gott in seinem Ruhm betrachten können, es aber trotzdem keinem Geschöpf erlaubt sein wird, das göttliche Wesen, so wie es ist vollständig zu erfahren, sei durch irgendeine Wissenschaft, sei es durch Vorstellung. Er selbst ist nämlich nicht vorstellbar und wohnt in dem unzugänglichen Licht jedes vernünftigen Geschöpfes, sei es Mensch oder Engel. Richtig ist es nämlich, dass man von einer halben und nicht von einer ganzen Stunde spricht, weil diese zwar  für die Schönheit ausreicht, aber die ganze Erkenntnis Gottes selbst, die die unermessliche Göttlichkeit umfasst, niemendem zugestanden wird.

 

 

Deshalb sollte sich niemand wundern noch sollte er Vorwürfe machen, wenn der Herr die Kirche Gottes, die von einem unveränderlichen Gott stammt, teilt durch verschiedene  Gesetze und verschiedene Gewohnheiten vor dem Gesetz, nach dem Gesetz und nach der Gnade. Denn es war nötig dass gemäß dem Fortschritt der Zeit die Zeichen der geistlichen Gnade, die mehr und mehr die Wahrheit selbst beweisen, wachsen und so die Erkenntnis der Wahrheit mit ihren heilsamen Wirkungen mit der Zeit zunimmt. So wird zuerst zwar nur das Gute, danach das Bessere, zum Schluss aber das Beste gezeigt.

 

Diese Wahrheit erklärt sich nicht wegen der Wandelbarkeit des unveränderlichen Gottes, der ja immer derselbe ist und dessen Jahre kein Ende nehmen, sondern aufgrund der veränderlichen Launen des menschlichen Geschlechts und den irdischen Entwicklungen von Generation zu Generation. Freilich gibt es nur eine Kirche für die Auserwählten, einem Gott ist sie unterworfen. Sie ist eins durch den Glauben, der sie das, was zu glauben ist, treu glauben lässt, sowohl in der Vergangenheit wie in der Zukunft. Sie ist eins durch die Hoffnung, die sie dass, was die Gläubigen hoffen sollen, geduldig hoffen lässt. Sie ist eins durch die Liebe, die sie Gott und in Gott den Nächsten lieben lässt und sogar die Feinde können mit eingeschlossen werden, allein wegen Gott.

 

Der Herrlichkeit der Königstochter, die Kirche ist also innerhalb, aufgrund der Schönheit des Glaubens und des Bekenntnisses des reinen Gewissens, außen ist sie aber in eine Vielzahl goldener Kleider gehüllt, die Vielzahl der Religionen und Handlungen. Der Wagen Gottes ist zehntausend mal tausend Jubelnde. Deswegen wird von nun an kein Gläubiger mehr darin ein Ärgernis vermuten, dass diese Kirche im Glauben immer dieselbe ist, in der Lebensweise sich aber ändert. Doch zunächst reicht es, jenen zu antworten, welche die große Vielfalt in der heiligen Kirche verleumden. Wenn sie selber unglücklich, jedoch in der Lage sind, Antworten auf ihre Fragen aufzunehmen, so hoffe ich, dass sie künftig keinen Anstoß mehr daran nehmen werden, so dass sie weder irgendeine Gestalt der Religion verachten müssen, noch sich von irgendeiner religiösen Gesellschaft abwenden müssen, sofern sie dies selber wollen und Gott, der alles an sich zieht, dies ihnen gewährt

 

Ende des ersten Buches.

<-- 12. Kapitel