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CAPITULUM V.

 

De primatu Romanae Ecclesiae; et quod nullis haeresibus aliquando contaminata, sed semper Catholica fuerit.

 

Quod si eorum qui hic praefuerunt, auctoritas tanta est apud vos, ut eorum qualiacunque statuta inviolabilia existimetis, et attenditis tantum eorum qui illa statuerunt, nudam auctoritatem, et non potius eorum quae statuta sunt, veritatem; quare non potius suscipitis statuta sacrosanctas Romanae Ecclesiae, quae per Deum et a Deo et post Deum proximo loco auctoritatis primatum obtinuit in universa quae per totum mundum sparsa est Ecclesia? Ita enim de illa in Nicaeno consilio primo a trecentis decem et octo Patribus statutum legitur.

 

« Sciendum sane est, et nulli catholico ignorandum, quoniam sancta Romana Ecclesia nullis synodicis decretis praelata est, sed evangelica voce Domini ac Salvatoris nostri primatum obtinuit, ubi dixit beato Petro apostolo: Tu es Petrus, et super hanc petram aedificabo Ecclesiam meam, et portae inferi non praevalebunt adversum eam; et tibi dabo claves regni coelorum; et quaecunque ligaveris super terram, erunt ligata et in coelis; et quaecunque solveris super terram, erunt soluta et in coelis (Matth. XVI, 18, 19; XVIII, 18).

 

 

Addita est societas in eadem urbe Romana beatissimi Pauli apostoli, qui uno die unoque tempore gloriosa morte cum Petro sub principe Nerone agonizans coronatus est, et ambo pariter sanctam Romanam Ecclesiam Christo Domino, sanguine fuso,  consecraverunt, aliisque omnibos in universo mundo sua praesentia atque reverendo triumpho praetulerunt.

 

 

« Prima ergo sedes est coelesti beneficio Romanae Ecclesiae, quam beatissimi Apostoli Petrus et Paulus suo martyrio dedicaverunt. Secunda autem sedes est apud Alexandriam, etiam beati Petri nomine a Marco eius discipulo et evangelista consecrata, quia et ipse primus in Aegypto verbum veritalis directus a Petro praedicavit, et gloriosum suscepit martyrium: cui etiam successit venerabilis Abilius.

 

Tertia vero sedes apud Antiocham, etiam beati Petri apostoli veneratione habetur honorabilis, quia illic priusquam Romam veniret, habitavit: et Ignatium episcopum instituit vel  constituit, et illic primum nomen Christianorum novellae gentis exortum est.

 

ltaque alias quidem sedes, secundam videlicet in Alexandria, tertiam vero in Antiochia sui nominis tantum consecravit memoriae; primam vero sedem, quae est in eminentissima et triumphatrice urbe Roma, princeps apostolorum Petrus sui corporis honoravit praesentia.

 

Ad hoc etiam sancta Romana Ecclesia prae caeteris a Domino praeelecta, speciali privilegio ab ipso donata est et beatificata, et quasi quadam praerogativa omnibus Ecclesiis praeminet, et iure divino antecellit.

 

 

Aliis namque diversis in temporibus variis haeresibus occupatis, et in fide catholica nutantibus, illa supra petram fundata et solidata semper mansit inconcussa, nullis falsis et sophisticis haereticorum argumentis a simplicitate fidei, quam Simon Bar iona, quod est filius columbae, tenuerat, avelli potuit, quia scuto divinae sapientiae, Domino largiente, contra dolosas quaestiones semper munita fuit; nullis etiam terroribus vel minis imperatorum seu potentum huius saeculi conquassari valuit, quia scuto fortissimae patientiae, confortante Domino, contra omnes impetus secura fuit.

 

Unde et Dominus sciens alias Ecclesias haeretica impulsione nimium vexandas, et Romanam Ecclesiam, quam ipse supra petram fundaverat, nunquam in fide debilitandam, dixit Petro: Ego pro te rogavi, Petre, ut non deficiat fides tua, et tu aliquando conversus confirma fratres tuos (Luc.  XXII, 32); ac si aperte ei dicat: Tu qui hanc gratiam accepisti, ut, aliis in fide naufragantibus, semper in fide immobilis et constans permaneas; alios vacillantes confirma et corrige, et tanquam omnium provisor, et doctor, et pater, et magister omnium curam et sollicitudinem gere. Merito ita privilegium praelationis super omnes accepit, qui in conservanda integritate fidei prae omnibus privilegium a Domino susceperat. »

5. Kapitel

 

Über den Primat der römischen Kirche, die niemals von Häresien befallen, sondern immer katholisch war.

 

Ist das Ansehen derjenigen, welche die Stadt regierten, bei euch so groß, dass ihr die Gesetze, die von ihnen erlassen wurden - wie auch immer sie beschaffen sein mögen – wegen ihres bloßen Ansehens so sehr schätzt und  befolgt und nicht vielmehr dem folgt, was Gesetz ist,  der Wahrheit nämlich? Solltet ihr deshalb nicht vielmehr die Gesetze der heiligen Römischen Kirche übernehmen, die durch Gott und von Gott und nach Gott an erster Stelle die oberste Autorität auf der Erde erhielt und die auf der ganzen Erde verteilt ist? Dieses kann man nämlich in dem Gesetz der 318 Väter auf dem ersten Konzil von Nicäa lesen.

 

 

Dies ist durchaus bekannt und jeder Katholik weiß das, da ja die heilige Römische Kirche durch keine Synodalbeschlüsse bevorzugt wurde, sondern die Stimme des Herren und Erlösers im Evangelium gab uns den Vorrang, als er dem seligen Apostel Petrus sagt: „Du bist Petrus, auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen, und ich will dir des Himmelreiches Schlüssel geben. Alles, was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel los sein.“

 

 

Hinzu kommt die Gemeinschaft mit dem seligen Apostel Paulus in derselben Stadt Rom, der am selben Tag und zur selben Zeit mit Petrus durch seinen ruhmreichen Tod unter dem Kaiser Nero, der in den letzten Zügen lag, gekrönt wurde und beide weihten durch ihr vergossenes Blut in gleicher Weise die heilige Römische Kirche Christus, dem Herrn. Deswegen wird sie allen anderen Kirchen auf der ganzen Welt aufgrund der Anwesenheit der Apostel und der Ehrfurcht vor ihrem Sieg vorgezogen.

 

Durch eine Auszeichnung des Himmels ist die Römische Kirche also das erste Patriarchat, das die seligen Apostel Petrus und Paulus durch ihr Martyrium weihten. Das zweite Patriarchat aber ist in Alexandria, das ebenfalls durch den Namen des seligen Petrus von Marcus, ein Schüler von ihm und ein Evangelist geweiht wurde, denn er selbst predigte als erster in Ägypten das Wort der Wahrheit, das er direkt von Petrus erhielt, und erlitt das ruhmreiche Martyrium. Ihm folgte der ehrenwerte Abilius.

 

Das dritte Patriarchat jedoch ist in Antiochia, das auch aufgrund der Verehrung des seligen Apostels Petrus für ehrenwert gehalten wird, weil er hier wohnte, bevor er nach Rom kam und das erste Patriarchat einrichtete und begründete und hier zuerst der Name der Christen bei neuen Völkern aufgetreten ist.

 

Daher widmete der erste Apostel den anderen Patriarchaten, nämlich dem zweiten in Alexandria und dem dritten in Aniochia so sehr das Andenken seines Namens. Das erste Patriarchat aber, das in der herausragenden und siegreichen Stadt Rom ist, beehrte er durch die Anwesenheit seines Körpers.

 

Außerdem ist die heilige Römische Kirche gegenüber den anderen Kirchen vom Herrn bevorzugt, insbesondere durch Privilegien und Auszeichnungen, die von ihm selbst gegeben wurden und wie durch ein gewisses Vorrecht setzt sie sich von allen anderen Kirchen ab und übertrifft sie durch das göttliche Recht.

 

Viele andere nämlich wurden im Laufe der Zeit von Häresien befallen und schwankten im katholischen Glauben, jene aber blieb unerschütterlich fest und begründet auf dem Felsen. Sie konnten keine falschen und spitzfindigen Argumente der Ketzer von dem einfachen Glauben, an den Simom Bar Jona, das heißt Sohn einer Taube, festhielt, abbringen, weil sie durch das Schild der göttlichen Weisheit, das vom vom Herrn gespendet wurde, gegen die verschlagenen Fragen gewappnet war. Auch konnten sie keine Drohungen oder kein Schrecken der Kaiser oder Mächtigen dieses Zeitalters erschüttern, weil sie durch das Schild der starken Ausdauer, gestärkt durch den Herren, gegen jeden Angriff gesichert war.

 

Da der Herr sowohl davon wusste, dass andere Kirchen zu sehr von den Angriffen der Ketzer heimgesucht wurden als auch davon, dass die Römische Kirche, die fest auf dem Felsen begründet ist, niemals im Glauben geschwächt werden kann, sagte er zu Petrus: „Ich habe für dich gebeten, Petrus, dass dein Glaube nicht aufhöre, und wenn du einst dich bekehrst, so stärke deine Brüder“, und ebenso offenkundig sagt er ihm: Weil du im Glauben unerschütterlich und beständig ausharrst während andere im Glauben Schiffbruch erleiden, so hast du die Gunst erhalten, andere, die schwanken zu stärken und zu korrigieren, wie ein Vorausdenker, ein Lehrer, ein Vater und ein Meister aller, der die Sorge und die Obhut aller auf sich nimmt. Derjenige, der das Vorrecht des Herrn, die Einheit des Glaubens zu bewahren, auf sich nimmt, erhält zu Recht das Privileg einer Vorrangstellung vor allen anderen.

 

 

<-- 4. Kapitel