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CAPITULUM XIV.

 

De hoc quod credi potest, quod apostoli et eorum successores nunc azymo, nunc fermento indifferenter usi fuerint; et quod Occidentalis Ecclesia alterum, Orientalis vero Ecclesia alterum paulatim lotum deseruit.

 

Puto etiam id ipsum fecisse apostolos Christi, quos in consecratione corporis Domini iuxta ritum quem tunc, nascente Ecclesia, observabant, nunc azymo, nunc fermento usos fuisse credendum est. Ipsi namque diversas provincias evangelizando peragrantes, cum ad aliquam Christianorum Ecclesiam declinassent, et sacrificium sanctum Domino ad communionem fratrum offerre vellent, bene credendum videtur, quod nec fermentum, nec azymum nimis studiose, vel etiam, ut ita dicere audeam, nimis curiose quaesierunt; sed quidquid ad manus inveniebatur, sive hoc, sive illud, indifferenter cum devotione offerebant, et hanc formam oblationis seu cominunionis puto antiquitus fuisse tam in Romana Ecclesia, quam in omnibus aliis Ecclesiis traditam quidem ab apostolis, licet certa Scriptura hoc nobis non dicat.

 

At vero eadem Romana Ecclesia paulatim alterum deposuit, videlicet fermentatum; alterum tantum assumpsit, scilicet azymum; et hoc fecit propria auctoritate. Orientalis quoque Ecclesia alterum totum, scilicet azymum, paulatim dimisit; alterum vero tantum, scilicet fermentatum, elegit ; et tamen propter hoc nec antiqui Graeci sapientes, nec antiqui Latini sapientes se invicem contemnendos existimabant, sed licet in hoc minus essent uniformes, tamen mutua pace et fraterna charitate se invicem in Christo fideliter diligebant et confovebant, et sine alterno iudicio, si quando opportunum fuit, concilia simul celebrabant.

 

 

Porro moderna temeritas quorumdam Latinorum extollentium se super se, iuxta narrationem historiae quae in chronicis, id est in annalibus libris legitur, circiter [ante] trecentos annos se erexit. Illa namque temeritas multa scandala inter Latinos et Graecos saepe commovit. Illis namque temporibus surrexit quidam Carolus rex Francorum, qui violenter Romanum imperium invasit, et se patricium Romanae urbis appellari fecit; cuius tempore contra maiestatem imperii monarchia divisa vel potius scissa est, unde non pauca scandala inter Latinos et Graecos orta sunt, non solum in imperialium institutionum varietate, verum etiam in ecclesiaslicarum regularum diversitate.

 

Inde est quod cum Latini nostrum fermentum blasphemant, et sacrificio altaris indignum iudicant, et nos potius ex fastu suae elationis quam assertione veritatis haereticos vocant, et ab altaribus suis removentes nobis non communicant; nos quoque ab eis irritati, et ex aequo eis respondentes, azymum eorum nequaquam curamus, indignum sacrificio sacri altaris iudicamus, eos non fastu superbiae, sed iustae retributionis nomine azymitas haereticos appellamus, et ab altaribus nostris removentes eis non communicamus, et confundentes nos aequa lance confundimus, et quidquid in hoc peccamus graviter provocati facimus.

 

 

 

 

Quod si ipsi ab huiusmodi improperiis vellent se continere, et nobiscum in fraterna charitate ambulare, et non super nos potestatis altitudine calcare, nos utique magno gaudio gauderemus, et non solum ab inepta responsione quiesceremus, verum etiam neminem illorum iudicantes, aut a iure nostrae communionis aliquem pro eo quod diversum sentiret, amoventes, dignam reverentiam fraterna charitate libentissimo animo impenderemus, et iuxta Apostolum honore congruo praeveniremus.Sed verum est proverbium quod dicitur: Ubi praecedit inepta provocatio, haud indigne indigna sequitur responsio.

 

Ad hoc attendendum semper, et non facile obliviscendum esset, quod Graecorum auctoritas tanta erat aliquando in medio sapientum Latinorum, ut etiam ipsa ecclesiastica seu solemnitatum nomina Graecis nominibus disposita ordinarentur, quemadmodum adhuc hodie in ipsa Romana  Ecclesia et per totum Occidentem dicuntur; sicut est patriarcha, metropolites, archiepiscopus, episcopus, chorepiscopus, presbyter, diaconus, subdiaconus, acolythus, exorcista, canonicus, clericus, abbas, monachus, ecclesia, monasterium, coenobitae, eremita, basilica, baptismus, exorcismus, catechumenus, Epiphania, seu Theophania, Hypapantes, Parasceve, Pentecostes.

 

Ex quo manifeste patet non minimam habendam esse auctoritatem Graecorum, a quibus ipsi Latini aliquando iam aeque vel plus ut nunc prudentissimi, antiquitus sortiti sunt nomina ecclesiasticarum dignitatum et solemnitatum.

 

14. Kapitel

 

Es kann angenommen werden, dass die Apostel und ihre Nachfolger gleichermaßen bald ungesäuertes bald gesäuertes Brot benutzten. Die westliche Kirche hat das eine und die östliche Kirche das andere allmählich gänzlich aufgegeben.

 

Ich bin der Meinung, dass die Apostel dies vermutlich selber so machten, als sie den Körper des Herrn weihten gemäß dem Ritus, den sie damals, als die Kirche entstand, überwachten, es wurde mal ungesäuertes, mal gesäuertes Brot benutzt. Man kann ruhig annehmen, dass sie, zu der Zeit als sie die verschiedenen Provinzen bereisten, selber, wenn sie sich zu irgendeiner Kirche begaben und dort den Brüdern das heilige Opfer des Herrn zu Abendmahl reichen wollten, weder gesäuertes noch ungesäuertes allzu nachdrücklich oder, wenn ich das so sagen darf, merkwürdigerweise verlangten, vielmehr boten sie das, was ihnen in die Hände viel, entweder dieses oder jenes ohne Unterschied und in Demut an. Und diese Form der Hostie oder des Abendmahls fand damals, so glaube ich, sowohl in der römischen wie auch in allen anderen Kirchen so statt und wurde in allen anderen Kirchen von den Aposteln so überliefert, auch wenn die Schrift uns nichts davon berichtet.

 

Die römische Kirche hat jedoch mit der Zeit das eine aufgegeben, nämlich das gesäuerte Brot, das andere aber angenommen, nämlich das ungesäuerte Brot und dies machte sie aufgrund ihrer eigenen Autorität. Die östlichen Kirchen dagegen haben das eine mit der Zeit gänzlich fallen gelassen, nämlich das ungesäuerte Brot, das andere aber umso mehr ausgewählt, nämlich das gesäuerte Brot. Deswegen meinten aber weder die alten griechischen noch die alten lateinischen Gelehrten sich gegenseitig verurteilen zu müssen, sondern sie konnten darin weniger einheitlich zu sein und trotzdem durch gegenseitigen Frieden und brüderliche Liebe sich gegenseitig im Glauben an Christus schätzen und unterstützen sowie ohne Verurteilung des jeweils anderen, sobald es günstig war, ein Konzil abgehalten.

 

Die gegenwärtige Vermessenheit indessen, mit der sich die Lateiner hervortun, entstand laut den historischen Erzählungen in den Chroniken, das sind Jahrbücher, ungefähr vor 300 Jahren. Jene Vermessenheit nämlich provozierte viele Zusammenstöße zwischen den Lateinern und den Griechen. Zu jener Zeit erhob sich nämlich ein gewisser fränkischer König Karl, drang gewaltsam in das römische Reich ein und schwang sich zum Schutzherrn der Stadt Rom auf. Zu seiner Zeit wurde wegen der Größe des Reiches die Alleinherrschaft geteilt und die Macht gespalten. Aus diesem Grund traten nicht wenige Streitfälle zwischen den Lateinern und den Griechen auf, nicht nur wegen der Vielfalt der Einrichtungen des Reiches,  sondern auch in der Verschiedenheit der kirchlichen Regeln.

 

 

Es war seit dieser Zeit, dass die Lateiner uns wegen des gesäuerten Brotes beschimpften und urteilten, dass wir das Altaropfer unangemessen begehen. Sie nannten uns mehr aufgrund ihres Hochmutes und ihrem Gefühl der Überlegenheit denn aus Anspruch auf Wahrheit Ketzer, verbannten uns aus ihren Kirchen und reichten uns nicht mehr das Abendmahl. Weil wir ebenfalls über sie erzürnt waren und ihnen in gleicher Weise antworteten, kümmerten wir uns in keiner Weise um ihr ungesäuertes Brot, betrachteten sie als des Altaropfers unwürdig und nannten sie nicht aus stolzem Hochmut, sondern wegen gerechter Erwiderung ketzerisch, weil sie ungesäuertes Brot benutzten. Wir entfernten sie von unseren Altären und reichten ihnen nicht mehr das Abendmahl. Das was sie in ihre Waagschale warfen, warfen wir in unsere und wir sündigten nur, weil wir von ihnen umso schlimmer herausgefordert wurden.

 

Wenn aber die Lateiner sich solcher Beschuldigungen enthalten, mit uns in wohlwollender Brüderlichkeit gemeinsam wandeln und uns nicht von der Höhe ihrer Macht verachten würden, dann wären wir jedenfalls sehr erfreut. Dann könnten wir nicht nur die unpassenden Erwiderungen unterlassen, sondern auch – wie  wir niemanden von ihnen  verurteilen oder denjenigen, der sich getrennt glaubt, zu Recht aus unserer Gemeinschaft entfernen müssen – ihnen mit brüderlicher Liebe und in aller Bereitwilligkeit die angemessene Hochachtung zukommen lassen und durch die entsprechende Ehre gemäß dem Apostel zuvorkommen. Aber es stimmt, was das Sprichwort sagt: Wo der Affront vorausgeht, folgt die unangemessene Antwort nicht zu Unrecht.

 

Zudem ist immer noch anzumerken, was nicht leicht zu vergessen ist, dass nämlich das Ansehen der Griechen unter den lateinischen Gelehrten einst so groß war, die bis heute in der römischen Kirche und in allen Kirchen im Westen so genannte werden, dass auch kirchliche Namen oder Namen von Feiertagen mit griechischen Namen belegt wurden, so zum Beispiel: Patriarch, Metropolit, Erzbischof, Bischof, Chorbischof, Presbyter, Diakon, Subdiakon, Acolythus, Exorzist, Kanoniker, Kleriker, Abt, Mönch, Ecclesia, Monasterium, Zönobit, Eremit, Basilika, Babtisterium, Exorzismus, Katechismus, Epiphanie oder Theophanie, Hypapantes, Parasceve, Pfingsten.

 

 

 

Daraus ist deutlich zu erkennen, dass das Ansehen der Griechen keineswegs gering war. Weil sie sehr schlau waren, erhielten selbst die Lateiner seit alter Zeit von ihnen ebenso viele Namen oder sogar mehr für ihre Ehrenbezeichnungen und Feiertage.

 

<-- 13. Kapitel