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CAPITULUM XIII.

 

Quod auctoritate et institutione Romanorum pontificum Melchiadis et Siricii dicunt se Graeci fermento uti in sacrificio altaris.

 

Anselmus Havelbergensis episcopus dixit: Fateor ego in ecclesiasticis libris qui apud nos sunt, nusquam scriptum inveni.

 

Nechites archiepiscopus Nicomediae dixit: Sane Melchiades papa natione Afer, constituit, ut die Dominico oblationes sacratae per ecclesias ex consecratu episcopi dirigerentur, quod declaratur fermentum. Et Siricius papa natione Romanus, constitutum fecit, ut nullus presbyter missam celebraret per omnem hebdomadam, nisi consecratum episcopi loci designati susciperet declaratum, quod nominatur fermentum.

 

Si auctoritas Romanorum pontificum sufficere tibi videtur contra me, debet quoque mihi sufficere contra te.Tu quidem proponis mihi ritum sacrificandi in azymo, quem Romana Ecclesia tenet iam longa consuetudine; ego autem propono tibi scriptum Romanorum pontificum ex antiqua fermenti institutione. Si ergo me iudicas tanquam praevaricatorem consuetudinis; ego nihilominus iudico te in eodem tanquam praevaricatorem apostolicae institutionis.

 

 

Gravius autem et plus praesumptuosum offendere institutionem quam consuetudinem; haec enim auctoritate et ipsius auctoris ratione tenenda probatur, illa vero solo usu undecunque orto utcunque tenetur. Etenim constitutum Romanorum pontificum catholicorum Melchiadis et Siricii de fermentato offerendo nulli dubium est, qui gesta Romanorum pontificum, ac diversas eorum constitutiones legendo noverit. Praeterea, ut verius puto, et sicut ex quorumdam consuetudine, qui utique eadem auctoritate potiti sunt, colligi potest, Romana Ecclesia antiquitus in hoc non a Graecis, nec Graeci ab illa discordabant; sed tam isti quam illi modo fermento, modo azymo, iuxta quod opportunitas offerentium suadebat, indifferenter in ministerio altaris utebantur, nec quisquam eorum qui communicare vellent, sive Graecus, sive Latinus, aliquod scandalum in hoc patiebatur.

 

Quod etiam ex hoc verius credi potest, quia cum in urbe Romana simul habitarent turba Graecorum et Latinorum, non solum Latini, verum etiam quamplurimi Graecorum praefuisse leguntur in sancta Romana Ecclesia. Anacletus papa natione Graecus fuit; Evaristus successor eius, natione Graecus fuit; Telesphorus, Hyginus, Eleutherius, Antherius, Xystus, Eusebius, Zosimus, Ioannes, item Ioannes de patre Platone, Zacharias ex patre Polioeno : isti omnes et quamplures alii, quorum nomina praesenti memoriae non occurrunt, natione Graeci, in Christiana religione et sana doctrina preacipui, in Romana Ecclesia praefuisse noscuntur.

 

Putasne quod inter istos Graecos praelatos et Latinos subditos fuerit quotidie contentiosa discordia de offerendo azymo, sive fermento, ita ut ipsi pontifices tanquam Graeci, nunquam nisi fermentum obtulerint, et Romana Ecclesia eis in hoc nequaquam communicaverit? Et rursus Romana Ecclesia per Latinos sacerdotes nunquam nisi azymo usa fuerit, et Romani pontifices similiter se a communione Latinorum subditorum suorum propter ob latum azymum subtraxerunt ?

 

 

Quis hoc credat ? Quis hoc affirmare audeat? Quomodo possent esse praelati catholici, quibus non communicarent subditi aeque Catholici? Aut quomodo possent esse subditi catholici, quibus non communicarent pontifices aeque catholici? Quomodo talis Ecclesia iuste dici posset Ecclesia, in qua nulla praelatorum seu subditorum communicandi esset concordia?

 

Quinimo potius credendum puto, quod, sicut dixi, omnes indifferenter usi sunt antiquitus nunc fermento, nunc azymo iuxta praesidentis seu offerentis arbitrium, sublato omni scandalo communicantium, sive Graecorum, sive Latinorum.

 

 

Unde etiam intra muros amplissimae Romae apud beatum Caesarium congregatio monachorum Graecorum usque hodie est, et foris muros via Latina in territorio Romano, in loco qui dicitur Crypta ferrea, est alia congregatio similiter monachorum Graecorum, qui adhuc, sicut vere compertum habeo, fermentatum offerunt: et hoc fit sine scandalo Romani pontificis, seu etiam eorum Latinorum inter quos habitant, et quibus communicantibus sibi communicant.

 

13. Kapitel

 

Wegen der Autorität und der Einrichtung der römischen Päpste Miltiades und Siricius sagen die Griechen, dass gesäuertes Brot beim Altaropfer benutzt werden kann.

 

Anselm von Havelberg sagte: Ich gestehe, dass ich in den krichlichen Büchern, die bei uns sind, nirgends aufgeschrieben gefunden

 

Niketas von Nikomedien sagte: Gewiss, der Papst Miltiades, aus Afrika, bestimmte, dass am Tag des Herrn in den Kirchen geweihte Oblaten von dem geweihten Bischof verteilt werden sollen, welche er als gesäuertes Brot bezeichnete. Und der Papst Siricius, ein Römer, erließ die Anordnung, dass kein Priester die wöchentliche Messe feiern darf, der nicht vom örtlichen Bischof eine bestätigte Weihe erhalten hat und zwar mit gesäuert Brot.

 

Wenn dir offenbar die Autorität des römischen Papstes ausreicht, um gegen mich zu argumentieren, so muss sie mir auch genügen um gegen dich zu argumentieren. Du empfiehlst mir einen Opferritus mit ungesäuerten Brot, den die römische Kirche seit langem in Gebrach hat, ich empfehle dir ebenfalls die Schriften der römischen Päpste, welche früher dieses Opfer mit gesäuertes Brot einrichteten. Wenn du mich also zu einem ungetreuen Sachwalter der kirchlichen Sitten erklärst, dann erkläre ich dich nichtsdestoweniger in derselben Angelegenheit zum ungetreuen Sachwalter der apostolischen Einrichtungen.

 

Denn schwerer und anmaßender ist es, eine Einrichtung anzugreifen als eine Sitte. Diese ist nämlich zu bewahren, weil sie durch die Autorität und durch die Vernunft des Urhebers bewiesen wurde, jene aber ist nur aufgrund der Gewohnheit woher auch immer sie stammt so gut es geht einzuhalten. Denn über die Verfügung der römischen Päpste Miltiades und Siricius gesäuertes Brot zu benutzen, ist niemand im Zweifel, der die Taten der römischen Päpste und einige ihrer Anordnungen kennt, weil er sie gelesen hat. Außerdem, was ich wirklich glaube, und wie aus der Praxis einiger, die jedenfalls dieselbe Autorität erreichten, interpretiert werden kann, stritt in dieser Frage damals weder die römische Kirche mit den Griechen noch stritten die Griechen mit ihr. Sowohl die einen wie auch die anderen verwendeten je nachdem, welche Gelegenheit sich gerade bot, ohne Unterschied mal gesäuertes, mal ungesäuertes Brot für den Altardienst und wenn irgendjemand von ihnen das Abendmahl empfangen wollte, sahen weder die Griechen noch die Lateiner darin ein Ärgernis.

 

 

Dies kann man auch tatsächlich als wahr glauben, weil damals nämlich sowohl eine Menge Griechen als auch eine Menge Römer und nicht nur Römer in der Stadt Rom wohnten, tatsächlich ist aber zu lesen, dass viele Griechen die römische Kirche leiteten. Der Papst Anaklet war Grieche, Evaristus, sein Nachfolger war Grieche, Telesphorus, Hyginus, Eleutherius, Anterus, Sixtus, Eusebius, Zosimus, Johannes, ebenso Johannes vom Vater Platon, Zacharias vom Vater Polioeno: diese alle und viele andere, deren Namen mir momentan nicht im Gedächtnis sind, waren Griechen, außerordentlich bewandert in der christlichen Religion und der Heilslehre, und dafür bekannt, dass sie die römische Kirche leiteten.

 

Glaubst du denn wirklich, dass zwischen diesen griechischen Würdenträgern und den lateinischen Untergebenen jeden Tag ein Streit darüber entbrannte, ob man ungesäuertes oder gesäuertes Brot verwenden sollte, so dass die Päpste wie bei den Griechen nur gesäuertes Brot anboten und die römische Kirche von ihnen niemals das Abendmahl empfing? Und andererseits die römische Kirche durch die lateinischen Priester nur ungesäuertes Brot benutzten und die römischen Päpste sich aus der Gemeinschaft ihrer lateinischen Untergebenen wegen des gebrachten ungesäuerten Brotes entfernten?

 

Was soll man darüber denken? Wer vermag dem zuzustimmen? Wie kann es sein, dass die Würdenträger katholisch waren, wenn sie nicht mit ihren katholischen Untergebenen auf die gleiche Weise das Abendmahl empfingen? Oder wie waren die Untergebenen katholisch, wenn sie nicht mit den Päpsten auf die gleiche Weise das Abendmahl empfingen? Wie konnte so eine Kirche noch zu Recht Kirche genannt werden, wenn in ihr die Würdenträger und die Untergebenen nicht in Eintracht das Abendmahl empfangen konnten?

 

Ich glaube viel eher, dass - so wie ich es gesagt habe – damals alle ohne Unterschied mal gesäuertes, mal ungesäuertes Brot benutzt haben, je nach Ermessen des Vorsitzenden oder desjenigen der das Brot anbot. Sowohl die Griechen als auch die Lateiner vermieden so jeden Streit beim Empfang des Abendmahls.

 

Daher gibt es innerhalb der Mauern des großen Roms bei den seligen Cäsaren bis heute eine griechische Mönchsgemeinschaft und außerhalb der Mauern an der Via Latina im römischen Territorium, an einem Ort, der Eiserne Grotte genannt wird, eine ähnliche Gemeinschaft griechischer Mönche, welche immer noch, wie ich tatsächlich erfahren habe, gesäuertes Brot verwenden, ohne den Anstoß des römischen Papstes oder auch der Lateinern zu erregen, und welche das Abendmahl selber geben und empfangen.

 

<-- 12. Kapitel