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CAPITULUM PRIMUM.

 

De collatione quae facta est in basilica Sancta Sophia; in praesentia sapientum Graecorum.

 

Anselmus Havelbergensis episcopus dixit: « Cum in praeterita hebdomada in loco, qui vocatur Pisanorum vicus, convenissemus, et de processione Spiritus sancti tractaremus, idem Spiritus sanctus docens omnem veritatem, nobiscum adfuit, et quid de ipso, seu de sua processione sentiendum esset, ipse nos mutua collatione sufficienter edocuit, et post multos non contentiosaet fraternae disputationis anfractus, tandem in legem charitatis, et in eiusdem sententiae concordiam nos humiliter composuit.

 

Et quoniam omnium vestrum excellentiae placuit ut in hac sancta basilica Sanctae Sophiae iterum conveniremus, in cuius absida nunc sedemus; sicut credendum est quod idem Spiritus sanctus, qui replet orbem terrarum, nusquam desit per divinam essentiam; ita quoque sperandum est ut tantorum virorum conventui nunc etiam intersit, per inhabitantem et abundantem gratiam. Ita quippe scriptum est: Ubi duo vel tres congregati sunt in nomine meo, in medio eorum sum (Matth. XVIII, 20), dicit Dominus.

 

Video etiam multo plures reverendas personas hic convenisse, et valde mini meticulosum est, et etiam erubesco inter tantos doctores loqui, inter quos ego me tanquam nullum existimo; et si quid pro mea parvitate locutus fuero, idipsum ignoro, si vel commendatione, vel reprehensionedignum apud vos habeatur. Verum si in medio doctorum inventus fuero interrogans et audiens, nequaquam mihi hoc erit inglorium, praesertim cum ipse Filius Dei, sapientia Dei, in medio doctorum sedens, et interrogans et audiens, exemplum  humilitatis seipsum nobis praebuerit. Ego sane magis volo interrogando aliquid boni dicere, quam pro nimia verecundia, cum tempus est loquendi, tacere, et tacendo quod scire desiderabam, ignorare. »

 

Nechites archiepiscopus Nicomediae dixit: « Gratia Dei nos ita priorem questionem salva charitate pacificis verbis consummavimus, ut iam sit iucundum nobis tecum conferre, non in disceptatione verborum, sed in inquisitione sententiarum; ideoque non sit tibi meticulosa praesentia tantorum virorum, quia non idcirco huc convenerunt, ut tibi aliquam calumniam quacunque occasione inferrent, sed ut le loquentem consueta Graecorum mansuetudine audirent: audierunt enim prius de ea quam in praeterita hebdomada nobiscum habuisti, quaestione, et summopere desiderabant et desiderant dulcedinis tuae verba audire, et sive in interrogatione, sive in responsione tua, cupiunt aliquid novi quod bonum sit, apprehendere.

 

Scriptum est enim: Audiens sapiens sapientior erit (Prov. I, 5). Absit autem quod aliquid tibi a quolibet nostrorum occurrat, quod vel tuam , vel nostram minus deceat honestatem, vel unde tu iuste turbari debeas, nisi forte occasione disputationis hoc fiat, quod etiam studiose cavendum est. Dic ergo quod placet. »

 

Erstes Kapitel

 

Über das Gespräch, das in der Kirche Hagia Sophia in Anwesenheit der griechischen Gelehrten geführt wurde

 

Anselm von Havelberg sagte: Als wir uns vergangene Woche an einem Ort, welcher der Stadtteil der Pisaner genannt wird, trafen und das Problem des Ausgangs des Heiligen Geistes erörterten, war derselbe Heilige Geist, der die gesamte Wahrheit lehrt, mit anwesend und belehrte uns beide durch unsere Unterhaltung hinreichend darüber, was von ihm selbst oder von seinem Ausgang zu halten sei. Er führte uns nach vielen Winkelzügen unserer keineswegs feindseligen, sondern brüderlichen Gespräche schließlich demütig durch das Gesetz der Liebe und der Eintracht zur selben Meinung zusammen.

 

Und weil es ja eurer Exzellenz gefiel, dass wir uns in dieser Heiligen Basilika, Sankt Sophia noch mal treffen, sitzen wir jetzt in ihrer Apsis. Da ja anzunehmen ist, dass der Heilige Geist, der den gesamten Erdkreis anfüllt und aufgrund seines göttlichen Wesens nirgends abwesend ist, so können wir hoffen, dass derselbe Geist auch jetzt an dem Treffen so bedeutender Männer teilnimmt, indem er ihm beiwohnt und uns mit seiner überreichen Gnade beschenkt. So steht es nämlich geschrieben: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen, sagt der Herr.“

 

Auch sehe ich hier viel mehr ehrwürdige Persönlichkeiten versammelt, deshalb fühle ich mich sehr aufgeregt und erröte auch, weil ich vor so vielen Gelehrten, unter denen ich mich für zu gering halte, reden muss und ich weiß selber nicht, ob das, was meine Wenigkeit hier hervorbringen wird, von Euch überhaupt entweder der Empfehlung oder dem Tadel für würdig gehalten werden kann. Tatsächlich wird es für mich keineswegs unrühmlich sein, wenn ich hier mitten unter der Gelehrten sitze, welche fragen und zuhören, vor allem, wenn der Sohn Gottes und die Weisheit Gottes mitten unter den Gelehrten sitzt, fragt und zuhört und uns ein Beispiel seiner eigenen Demut zeigt. Ich möchte sagen, dass es besser ist, irgendetwas Gutes wissen zu wollen, als nichts zu sagen, wenn es doch Zeit zu reden ist, weil man allzu große Scheu hat und deshalb durch das Schweigen nicht zu wissen, was man doch zu wissen wünschte.“

 

Niketas von Nikomedien sagte: „Mit Gottes Hilfe erörterten wir die erste Streitfrage mit der Liebe der friedlichen Worte, so dass es für uns angenehm ist, uns nochmals mit dir zu treffen, nicht um über die Wörter zu debattieren, sondern um die Meinungen zu untersuchen. Du brauchst deshalb in Anwesenheit solch bedeutender Männer nicht aufgeregt zu sein, da sie nicht hier sind, um dir irgendwelche Schikanen oder eine Überrumpelung anzutun, sondern um zu hören, wie du mit Sanftmut über die Gewohnheiten der Griechen sprichst. Sie hörten nämlich zuerst das, was du in der vergangen Woche mit uns gesprochen hattest und sehnten und  wünschten sich sehr, in dieser Erörterung entweder durch Fragen oder durch deine Antworten etwas Neues und Gutes zu lernen.

 

 

 

 Es steht nämlich geschrieben: Wer weise ist, der hört zu. Es sollte auch nicht sein, dass dir irgendetwas von unserer Seite zustoßen sollte, was entweder deiner oder unserer Ehrbarkeit weniger zuträglich sein würde oder von dem du zurecht verwirrt sein müsstest, wenn es nicht zufällig im Gespräch geschehen sollte, worauf aber sorgfältig acht zu geben sei. Sage also, was dir beliebt.“

 

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