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CAPITULUM XI.

 

Quod heareses in Constantinopoli, vel ubique in Oriente ortae, sint etiam ibidem exstinctae.

 

Nechites archiepiscopus Nicomediae dixit: « Potest esse quod dicis. Caeterum paulo ante dixisti ecclesiam Constantinopolitanam, imo fere lotum Orientem variis haeresibus contaminatum: hoc dixisti, et verum ex parte dixisti, quia et ego cum sim servus veritatis, veritatem negare non debeo. Sed dic, quaeso, ubi sunt damnatae illae haereses? Quis eas damnavit?

 

Si hic a pravis et iniquis sunt exortae, hic etiam a bonis et catholicis viris sunt damnatae; siquidem Constantino Magno imperatore ad fidem converso, et scribenle Deo placitas leges pro Christianis, Roma cum suo occidente, et Constantinopolis cum suo oriente ex decretis imperatoris ad fidem cucurrit. Et quoniam nova et pluribus inaudita fides subito publice praedicabatur, et in hac civitate studia liberalium artium vigebant, et multi sapientes in logica, et in arte dialectica subtiles in ratione disserendi praevalebant, coeperunt fidem Christianam disserendo examinare, et examinando et ratiocinando deficere; scrutantes scrutinia, et dicentes se esse sapientes, stulti facti sunt, et evanuerunt in cogitationibus suis, quia non humiliter investigaverunt quod pie et humiliter credere debuerunt; et dum superba ratione humanae scientiae tendunt in altum, ceciderunt in infidelitalis profundum, et facti sunt haeretici multi, et fecerunt sibi sectas multas, et confusa et lacerata est fides Christiana, in multas et diversissimas haereses divisa.

 

 

Itaque Ecclesia Orientis videns tales abuti saeculari scientia, et per diversa loca diversis temporibus ebullire capita haeresiarcharum, missis ubique synodicis epistolis, adnitentibus piissimis imperatoribus, multa concilia celebravit. Primum in Nicaea Bithyniae provinciae, ubi damnata est haeresis Ariana, et symbolum fidei omnibus catholicis inviolabile auctoritate Spiritus sancti et trecentorum decem et  octo Patrum compositum et confirmatum est.

 

« Deinde succedente tempore, succedentibus quoque diversis haeresibus, alia multa concilia ad destructionem diversarum haeresum, et ad aedificationem catholicae Ecclesiae celebrata sunt. Nam et in Chalcedonensi ecclesia, et in hac Constantinopolitana, et in Ephesina, et in Antiochena, et in Alexandrina generalia concilia solemniter habita sunt in damnationem haereticorum, et ad corroborandam fidem et unitatem omnium Ecclesiarunt.

 

Unde sicut dixi, si hic exortae sunt haereses, hic etiam exstinctae sunt; videturque quod Ecclesia Dei occasione haeresum magis ac magis in scientia Scripturarum creverit, et maius robur fidei post exstinctas haereses acceperit, adeo ut fide Catholica iam distincta, et iam ad plenum consummata, iuste a sanctis Patribus inhibitum sit, quod nemo amplius de fide publice disputare audeat, praesertim cum nihil demendum vel addendum sit de caetero.

 

 

Inventa quippe veritate, qui amplius quaerit, quid aliud meretur invenire nisi mendacium? Potest equidem quis humiliter interrogando investigare, ut sibi de fide aliquid in notitiam veniat, quod ante aliquatenus ignorabat, tantum ne revocet illud in ambiguum contentiose, quod a sanctis Patribus certo fidei termino est diffiniium; hoc enim nulli mortalium retractare licet, quoniam gravissimo anathemate interdictum est.

 

 

Igitur hoc improperium quod nobis de haeresibus impingere voluisti, iam amplius cesset, quoniam quidem apud omnes sapientes plus debet valere veritas et virtus bonorum, quam mendacia et vitia malorum. Dic, quaeso, ubi nunc sunt haeretici? Non sunt hic, quorum nec nomen alicubi in Oriente auditur, sed a catholicis ubique per Orientem plana et sana fide Deo dignum obsequium exhibetur.

 

Et fortasse in Romana civitate idcirco non surrexerunt haereses, quia non adeo sapientes, et subtiles, et Scripturarum investigatores ibi fuerunt quemadmodum apud nos; et sicut haereticorum qui apud nos fuerunt, vana sapientia qua seducti sunt, culpanda est; ita nimirum laudanda est Romana imperilia, qua ipsi nec hoc, nec illud de fide dixerunt, sed alios inde dicentes et docentes simplicitate quasi minus docta audierunt.

 

Quod contigisse videtur vel ex nimia negligentia investigandae fidei, vel ex grossa tarditate hebetis ingenii, vel ex occupatione ac mole saecularis impedimenti. Sicut enim doctorum est aut omnino bene, aut omnino male sentire vel dicere; ita insipientium et indoctorum est nec bene, nec male sentire vel dicere. De istis dicit Apostolus: Nescientes neque quae loquuntur, neque de quibus affirmant (I Tim. I, 7). De illis dicit quidam sapiens: Dubitare de singulis haud erit inutile. »

 

11. Kapitel

 

Häresien, die in Konstantinopel oder irgendwo anders im Osten enstehen, sind ebendort auch ausgelöscht worden.

 

Niketas von Nikomedien sagte: „Kann es denn sein, was du sagst. Übrigens hast du kurz vorher gesagt, dass die Kirche von Konstantinopel, vielmehr fast wie ein Urinbecken des Ostens sei, das durch zahlreiche verschiedene Häresien verschmutzt wurde. Tatsächlich hast du dies zum Teil gesagt, weil auch ich ein Diener der Wahrheit sein solle und die Wahrheit nicht leugnen darf. Aber sag mir bitte, wo wurden denn jene Häresien verurteilt? Und wer hat sie verurteilt?

 

Wenn sie auch durch schlechte und ungerechte Männer hier entstanden sind, so wurden sie dennoch von guten und katholischen Männern hier verurteilt. Denn, als der große Kaiser Konstantin sich zum Glauben gewandt hat und zum Wohlgefallen Gottes Gesetze für die Christen schrieb lief Rom und der Westen sowie Konstantinopel und der Osten aufgrund der Erlasse des Kaisers zum Glauben über. Da ja der neue und vielen unbekannte Glaube plötzlich verkündet wurde und weil in dieser Stadt das Studium der freien Künste blühte, viele Gelehrte der Logik und der Dialektik, scharfsinnig in ihren vernünftigen Erörterungen, vorherrschten, begannen diese den christlichen Glauben durch Erörterungen zu untersuchen und durch Untersuchung und vernünftige Überlegungen abzuschwächen. Indem sie die Untersuchungen untersuchten und behaupteten, sie seien Weise, waren sie doch tatsächlich nur Dumme und verloren sich in ihren Erwägungen, weil sie nicht demütig erkundeten, was fromm und demütig zu glauben ist. Sie strebten mit ihrer hochmütigen Vernunft der menschlichen Wissenschaft nach höherem und fielen dadurch in den Abgrund der Untreue. So wurden viele Häresien hervorgebracht und zahlreiche Abspaltungen erzeugt. Der christliche Glaube wurde in Unordnung gebracht, zermürbt und in viele und verschiedene Häresien geteilt.

 

Weil die östliche Kirche einen solchen Missbrauch durch die heidnische Wissenschaft erlebte und weil an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten die ketzerischen Köpfe hervortraten, bemühten sich die sehr frommen Kaiser darum, Konzilien zu veranstalten, indem sie überall Briefe zu die Synoden schickten. Zuerst geschah dies in Nikäa in der Provinz Bithynien, wo die Häresie von Arian verurteilt wurde und das unverletzliche Glaubensbekenntnis aller Katholiken durch die Autorität des Heiligen Geistes von den 318 Vätern festgesetzt und bestätigt wurde.“

 

In der darauf folgenden Zeit, als wieder verschiedene Häresien nachfolgten, fanden viele weitere Konzilien statt, um diese mannigfachen Häresien zu zerstören und das Haus der katholischen Kirche aufzubauen. In der Kirche von Chalkedon, in der von Konstantinopel, in Ephesus, in Antiochia und in Alexandria fanden feierlich allgemeine Konzilien statt, auf denen die Ketzereien verurteilt wurden. Sie hatten zum Ziel, den Glauben und die Einheit der ganzen Kirche zu stärken.

 

 

Deswegen habe ich nämlich gesagt: Wenn hier Häresien aufgetreten sind, so wurden sie auch hier ausgelöscht, und es scheint so, dass die Kirche Gottes aufgrund der Häresien mehr und mehr an Kenntnis der Schriften gewann und nach dem Auslöschen der Häresien stärker im Glauben wurde. Der katholische Glaube, der ja bereits von den heiligen Vätern gegliedert und als Ganzes zur Vollkommenheit gebracht wurde, konnte daher daor bewahrt werden, dass irgendjemand es wagen würde, über ihn öffentlich zu diekutieren, zumal ja nichts mehr hinzufügen oder wegzunehmen war.

 

Wer auf der Suche nach der Wahrheit zu viel fragt, was anderes verdient er zu finden, als eine Lüge? Allerdings kann man demütig durch Befragen aufspüren, ob einem selbst vom Glauben etwas zur Kenntnis kommen kann, was man vorher gewissermaßen nicht gewusst hatte, sofern man nicht jenes in den Bereich des Zweifelhaften und Streitbaren zurückbringt, was von den heiligen Vätern durch die sichere Grenze des Glaubens abgetrennt wurde.Dies kann nämlich von keinem Sterblichen widerrufen werden, da es unter Androhung eines schweren Bannfluches verboten ist.

 

Der Vorwurf der Häresien, mit dem du uns schlagen wolltest, ist also bereits entkräftet, weil ja wenigstens bei allen Weisen die Wahrheit und die Kraft des Guten mehr wert sein muss als die Lüge und die Kraft des Schlechten. Sage mir bitte, wo sind jetzt die Ketzer? Sie sind nicht hier. Ihr Name ist im Osten nirgendwo zu hören. Vielmehr bringen hier im Osten die Katholiken Gott durch ihren reinen und starken Glauben die angemessene Frömmigkeit entgegen.

 

Vielleicht sind in Rom deshalb keine Häresien herangewachsen, weil es dort weniger gelehrte und scharfsinnige Männer und weniger Erforscher der Schriften gab, als dies bei uns der Fall war. So wie es tadelnswert ist, dass es bei uns so viele Ketzer und eitle und verführerische Weisheit gab, so ist allerdings die römische Unwissenheit lobenswert, die selbst weder das eine noch das andere über den Glauben behaupten kann, sondern die anderen, wenn sie etwas sagten und lehrten, in ihrer wenig gelehrten Einfachheit anhören konnte.

 

Es scheint, dass dies passierte entweder aus zu großer Nachlässigkeit bei der Untersuchung des Glaubens oder wegen der erdrückenden Trägheit des abgestumpften Geistes oder aufgrund der Belastung mit weltlichen Mühen. So wie nämlich die Gebildeten, entweder völlig gut oder völlig schlecht meinen oder reden, so meinen oder reden die Einfältigen und Ungebildeten weder gut noch schlecht. Darüber spricht der Apostel: „Sie Verstehen nicht, was sie sagen oder was sie setzen.“ Ein gewisser Weiser sagt von ihnen: Es ist nicht unnütz, über einzelne zu zweifeln.

<-- 10. Kapitel