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CAPITULUM IX.
Commendatio Romanae Ecclesiae, quam diligentissima sit in examinandis et diiudicandis ecclesiasticit causis.
Anselmus Havelbergensis episcopus dixit: « Non gravetur charitas tua, si ego cursum verborum tuorum intercipio; multa enim et valde nimia et inepta ironia videris mihi uti adversus Romanam Ecclesiam, ideoque subsannationem tuam sustinere non valens, sermonem tuum praeoccupavi, ne inutilibus magis inutilia adhuc adderes.
Quod si nosses Romanae Ecclesiae religionem, sinceritatem, aequilatem, mansuetudinem, humilitatem, pietatem, sanctitatem, sapientiam, discretionem, benevolentiam, compassionem, constantiam, iustitiam, fortitudinem, prudentiam, temperantiam, puritatem, et ad omnes charitatem, et super omnia in examinandis ecclesiasticis causis diligentissimam eius investigationem, et liberrimam in danda sententia veritatem; si, inquam, haec in Romana Ecclesia ita, sicut ego, certa experientia cognosceres, nequaquam talia dixisses, vel etiam cogitasses, quin potius nullo invilante in omnem eius communionem sine mora sponte transires, et ad obedientiam tantae sanctitatis qua in se nitet, et aequitatis qua ad alios se extendit, festinando curreres, nec quemquam te retardare volentem audires: si tamen vis esse tam aliense sanctitatis amator, quam tuae consuetudinis defensor.
« Scimus quidem a centum quinquaginta episcopis in hac urbe sub Theodosio collectis prasumptuose statutum, quod Constantinopolitana ecclesia tanquam secunda Roma, secunda quoque sedes appellaretur et esset, et Ecclesias Ponti et Asiae, et Thraciae, et eas quae barbaricis locis essent, auctoritate propria gubernaret, et earum causas ad se perlatas per se diffiniret.
Scimus etiam quod omnes episcopi Chalcedonensis concilii numero ducenti triginta scripserunt Leoni papae, rogantes ut Martiano et Valentiniano imperatoribus satisfaciens, Constantinopolitanae ecclesiae prae caeteris metropolitanis hoc praestaret, quatenus liceret ei ordinare metropolitanos provinciarum Asiae, et Ponti, et Thraciae. Sed Leo papa reverentissimus rescripsit, omnia quidem gesta sanctae Chalcedonensis synodi confirmans, sola vero illa infringens et omnino evacuans, quae per praesumptuosam ambitionem Constantinopolitanorum gesta sunt, eo quod essent contra statuta Nicaeni concilii.
Unde miranda est tanti viri prudentia, quod tu statutum, imo praesumptionem a centum quinquaginta episcopis in hac urbe factam pro auctoritate inducere voluisti, praesertim cum ecclesiastica regula iubeat nullum ea debere habere vigorem, quae praeter Romani pontificis sententiam praesumuntur, et quae ab eo apostolica auctoritate ac subscriptione non firmantur, nis forte tu illud quidem statutum legisti, apostolicas vero epistolas a beatissimo papa Leone contra idem statutum conscriptas non legisti, in quibus prorsus evacuatur, et tanquam Nicaeno concilio contrarium, in irritum ducitur. »
Nechites archiepiscopus Nicomediae dixit: « An videtur tibi, soli Petro, et non potius omnibus apostolis dictum a Domino: Quorum remiseritis peccata, remittuntur eis; et quorum relinueritis, retenta erunt? (Ioan, XX, 23.) Et iterum: Quaecunque ligaveritis super terram, erunt ligata et in coelis; et quaecunque solveritis super terram, erunt soluta et in coelis (Matth. XVI, 29).
Quinimo non soli Petro, sed omnibus cum Petro, et cum omnibus Petro indifferenter dictunt a Domino creditur Nec super solum Petrum descendit Spiritus sanctus in Pentecoste a Domino missus, qui omnibus aequaliter apostolis ante fuerat promissus, sed omnes simul inflammavit, et non impari dono nec impariter, sed pari dono omnes pariter, sicut promissum fuerat, donavit.
Sic ergo recognoscamus Petro acceptam a Domino potestatem, ut non putemus imminuendam caeterorum apostolorum auctoritatem, qui utique aequaliter omnes sine aliquo invicem praeiudicio vel usurpatione, tanquam veremites et humiles corde, eumdem Spiritum sanctum acceperunt, et in eodem Spiritu sancto eamdem potestatem ligandi atque solvendi susceperunt.
Nec recte soli Petro videtur attribuendum privilegium, quod ab ipso Domino donante commune est omnium. Cavendumque est ne caeteris in eadem potestate eamdem praerogativam habentibus derogetur, dum uni tantum, quas est omnium auctoritas ascribitur. Sic autem honoretur Petrus apostolorum duodecimus, ut caeteri undecim apostoli ab auctoritate sui apostolatus non excludantur, quem certe non a Petro, sed ab ipso Domino, sicut et ipse Petrus, aequali et non dissimili dispensatione acceperunt. »
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9. Kapitel
Empfehlung der römischen Kirche, die die größte Sorgfalt walten lässt, wenn sie kirchliche Probleme untersucht und über sie entscheidet.
Anselm von Havelberg sagte: Nicht weil ich mich deiner Liebe verweigere, unterbreche ich den Lauf deiner Rede, vielmehr scheinst du allzu starken und unpassenden Spott gegen die Römische Kirche zu verwenden und ich bin nicht in der Lage, deine Verhöhnungen noch länger auszuhalten. Ich komme also deinen Worten zuvor, denn es nicht von Nutzen, dass du noch mehr unnütze Sachen hinzufügst.
Wenn du die Religion der Römischen Kirche kennen würdest, ihre Ehrlichkeit, ihre Fairness, ihre Sanftmut, ihre Demut, ihre Frömmigkeit, ihre Heiligkeit, ihre Weisheit, ihre Bescheidenheit, ihr Wohlwollen, ihr Mitleid, ihre Ausgeglichenheit, ihre Gerechtigkeit, ihre Tapferkeit, ihre Klugheit, ihre Mäßigung, ihre Reinheit, vor allem ihre Liebe und über allem ihre sorgfältigen Ermittlungen bei der Untersuchungen kirchlicher Probleme sowie ihre offene Freimütigkeit im Gewähren von Urteilen, wenn du also in der Römischen Kirche dieses alles so wie ich durch sichere Kenntnis wüsstest, dann hättest du niemals derartiges gesagt oder auch nur gedacht. Ja vielmehr sogar wärest du ohne Einladung und ohne Verzug, aus eigenem Antrieb in ihre Gemeinschaft hinübergegangen. Du hättest dich beeilt, zu dem Anhang solch großer Heiligkeit, die in sich glänzt und zu solch großer Gerechtigkeit, welche sich bis zu den anderen erstreckt, zu gelangen und und niemanden hättest du gehört, der dich hätte aufhalten wollen. Wenn du allerdings willst, dann sei dennoch abgeneigt gegenüber dem Liebhaber der Heiligkeit und dem Verteidiger deiner Gewohnheit.
Wir wissen freilich von den 150 Bischöfen, die sich in dieser Stadt unter Theodosius versammelten und überheblich beschlossen, dass die Kirche von Konstantinopel auf die von Rom folgen soll, dass sie auch Patriarchat sein genannt werden soll und sein soll und dass die Kirchen von Schwarzen Meer und von Asien sowie diejenigen, die im Ausland liegen durch ihre Macht regiert werden sollen und die Probleme dieser, die ihr überbracht werden, von ihr entschieden werden sollen.
Wir wissen auch, dass auf dem Konzil von Chalkedon alle 230 anwesenden Bischöfe dem Papst Leo einen Brief schrieben und, um die Kaiser Markian und Valentinian zufrieden zu stellen, darum baten, dass die Kirche von Konstantinopel den übrigen Metropoliten vorsteht und insofern es möglich ist, ihr die Erzbistümer der Provinzen Asien, Ponti und Thrakien unterzuordnen. Der sehr ehrenwerte Papst Leo schrieb aber zurück, dass er zwar bestätigt, was auf der heiligen Synode ausgeführt wurde, allein dasjenige aber möchte er schwächen und völlig herausstreichen, was mit anmaßenden Ehrgeiz über die Stellung von Konstantinopel beschlossen wurde, weil dies gegen die Beschlüsse des Konzils von Nikäa sei.
Daher ist es trotz der Erfahrung eines so großen Mannes verwunderlich, dass du das Gesetz, oder vielmehr die Anmaßung, die die 150 Bischöfe in dieser Stadt aufstellten, als Autorität anführen wolltest, zumal nach kirchlichen Regeln nichts davon in Kraft treten könnte, was an dem römischen Bischofs vorbei als Beschluss angemaßt wurde und nicht von der durch seine apostolische Autorität und seine Unterschrift bestätigt wurde. Vielleicht hast du ja wenigstens diesen Beschluss gelesen, nicht gelesen hast du hingegen die apostolischen Briefe von Papst Leo, die er gegen diesen Beschluss verfasste, in denen er ihn ablehnt und für ungültig erklärt, weil er im Widerspruch zum Konzil von Nikäa steht.
Niketas von Nikomedien sagte: Dir scheint es so, dass der Herr allein zu Petrus, und nicht zu allen Aposteln sagte: „Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.“ und wiederum: „Alles, was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel gelöst sein.“
Ist es nicht so, dass viel eher geglaubt wird, der Herr hat dies nicht allein zu Petrus, sondern zu allen mit Petrus und zu allen, die Petrus gleich sind, gesagt? Der Heilige Geist ist nicht allein über Petrus ausgegossen wurden, als der Herr zu Pfingsten ihn aussandte. Weil er versprochen hatte, vor allen Aposteln gleich zu sein, entflammte er alle zugleich und die Gabe wurde weder an Ungleiche noch zu ungleichen Teilen gegeben, sondern an Gleiche und zu gleichen Teilen, so wie es versprochen wurde.
So also können wir verstehen, wie Petrus seine Macht vom Herrn empfing, ohne dabei annehmen zu müssen, dass deshalb die Autorität der anderen Apostel geschwächt werden muss. Diese empfingen nämlich völlig gleichberechtigt, ohne irgendeine Bevorzugung oder eine Anmaßung des einen oder anderen, den Heiligen Geist mit wahrhaft sanften und demütigen Herzen und mit dem Heiligen Geist übernahmen sie die Kraft des Bindens und des Lösens.
Es scheint nicht richtig, allein Petrus das Privileg zuzuschreiben, welches vom Herren selbst der ganzen Gemeinschaft gegeben wurde. Wir sollten auch darauf acht geben, den anderen nicht abzusprechen, dass sie aufgrund derselben Macht dasselbe Vorrecht haben, und ihnen zugestehen, dass einem soviel Autorität zusteht wie allen. Wenn auch Petrus als der zwölfte der Apostel verehrt wird, sind die anderen elf nicht von der Apostelwürde ausgeschlossen, die sie sicher nicht von Petrus, sondern, wie auch Petrus selbst, vom Herrn gleichartig und nicht ungleich verteilt empfingen.
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<-- 8. Kapitel |